Zentralbl Chir 2016; 141 - P29
DOI: 10.1055/s-0036-1587505

Interdisziplinäres Management bei kompliziertem Verlauf bei beidseitiger zentraler Lungenarterienembolie und rupturiertem Leberhämatom unklarer Ätiologie

I Guthoff 1, A Formentini 2, R Meier 3, A Liebold 1
  • 1Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Univeritätsklinikum Ulm
  • 2Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universtätsklinikum Ulm
  • 3Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Ulm

Hintergrund: Gerade bei Erkrankungskonstellationen, die eine Behandlung initial gegenseitig zu verbieten scheinen, ist interdisziplinäres Management für unsere Patienten unabdingbar.

Material und Methode: Wir berichten den Fall einer 46-jährigen Patientin (Pat.), die sich mit Abdominalbeschwerden im Krankenhaus vorstellte. Ursächlich wurde ein großes Hämatom im rechten Leberlappen unklarer Ätiologie diagnostiziert. Im weiteren Verlauf zeigte sich in der Bildgebung eine zentrale Lungenarterienembolie (LE). Eine TVT wurde ausgeschlossen und bei Kontraindikation zur therapeutischen Antikoagulation ein Angio-Jet mit 20 mg Actilyse zur lokalen Thrombektomie durchgeführt. Interdisziplinär wurde die Entscheidung für eine systemische Heparinisierung gefällt. Bei stabiler CT und Klinik wurde die Pat. auf Normalstation verlegt. Einen Tag später wurde sie reanimationspflichtig; es zeigte sich wiederum eine fulminante LE. Bei Rechtsherzversagen wurde eine VA-ECMO angeschlossen. Darüberhinaus zeigten sich bihemispherisch nicht akut raumfordernde Subduralhämatome, die im Verlauf stabil blieben und konservativ therapiert werden konnten. Im Verlauf kam es zu einer hämodynamisch relevanten Blutung aus dem linken Leberlappen, die sich notfallmäßig mittels Packing stabilisieren ließ, im weiteren Verlauf erfolgte bei Blutung aus einem rupturierten Hämatom im rechten Leberlappen erneut eine Laparotomie mit Packing. Bei stabilem Befund konnte das Abdomen schließlich verschlossen, die ECMO am 15. POD entfernt werden. Die Abklärung der Gerinnungspathophysiologie ergab eine HIT2. Die Untersuchung hämatologischer, genetischer, gerinnungsphysiologischer und hepatologische Parameter erbrachte keine wegweisende Pathologie.

Ergebnis: Die Pat. konnte am 56. Tag entlassen werden. Die Ätiologie des Leberhämatoms und der fulminaten LE blieb ungeklärt.

Schlussfolgerung: Heute etablierte Methoden eines Hauses der Maximalversorgung ermöglichen auch die erfolgreiche Behandlung komplexer Erkrankungsmuster mit an sich bereits hoher Letalität.