Z Gastroenterol 2016; 54 - KV430
DOI: 10.1055/s-0036-1587205

Histologische und makroskopische Risikomerkmale als Prognosefaktoren des Lymphknotenmetastasierungsrisikos bei Patienten mit Barrettkarzinom und mittlerer Submukosainvasion – Ergebnisse prospektiv erfasster Daten einer Arbeitsgruppe

J Wetzka 1, H Manner 2, A May 1, O Pech 3, M Pauthner 4, A Fisseler-Eckhoff 5, M Stolte 6, M Vieth 7, D Lorenz 4, C Ell 1
  • 1Sana Klinikum Offenbach, Innere Medizin II, Offenbach, Deutschland
  • 2Dr. Horst-Schmidt Kliniken, Innere Medizin II, Wiesbaden, Deutschland
  • 3Krankenhaus Barmherzige Brüder, Gastroenterologie und interventionelle Endoskopie, Regensburg, Deutschland
  • 4Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Offenbach, Deutschland
  • 5Dr. Horst-Schmidt Kliniken, Institut für Pathologie und Zytologie, Wiesbaden, Deutschland
  • 6Klinikum Kulmbach, Institut für Pathologie, Kulmbach, Deutschland
  • 7Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie, Bayreuth, Deutschland

Einleitung: Mittlerweile stellen sogenannte „low-risk (LR) sm1“ Barrettkarzinome (BK) eine Option für die primäre endoskopische anstelle der chirurgischen Resektion dar. Wir analysierten daher das Lymphknoten (LK)-Metastasierungsrisiko für Patienten (Pt.) mit mittlerer Submukosainvasion (sm2) unter Einbeziehung von makroskopischen und histologischen Risikofaktoren im Hinblick auf eine mögliche endoskopische Therapie (ET).

Material und Methoden: Mittels Endosonografie (EUS), endoskopischer Resektion und/oder Ösophagusresektion wurde die definitive Infiltrationstiefe des BK und der Lymphknotenstatus bestimmt. Das Risiko einer LK-Metastasierung wurde anhand verschiedener Risikomerkmale evaluiert. Histologisch LR (hist-LR): G1-G2, L0, V0; makroskopisch LR (makr-LR): Tumortyp I+II, Größe< 2 cm; kombiniert LR (komb-LR): alle Kriterien für hist-LR und makr-LR werden erfüllt. Histologisch high-risk (hist-HR), makroskopisch HR (makr-HR) und kombiniert HR (komb-HR): ≥1 Kriterium aller LR-Kriterien wird nicht erfüllt. Um das LK-Metastasierungsrisiko zu analysieren wurden lediglich Pt. nach ER mit einem EUS Follow-Up (FU) von mind. 24 Monaten oder operierte Pt. eingeschlossen.

Ergebnisse: Im Zeitraum von 1996 – 2014 wurde bei 71 Pt. in der HSK Wiesbaden und dem Sana Klinikum Offenbach die Diagnose eines BK mit sm2-Infiltration gestellt. Die Einschlusskriterien erfüllten 43 Pt. Davon: Hist-LR: 21/43; hist-HR: 22/43; makr-LR: 22/43; makr-HR: 21/43; komb-LR: 12/43; komb-HR: 31/43 Pt. Das Risiko der Gruppen hist-LR, hist-HR, und komb-HR lag bei 9,5% (2/21), 27,3% (6/22) und 22,6% (7/31). Die 30-Tages OP-Letalität lag bei 2,8%. Bei der komb-LR Gruppe lag das Risiko von LK-Filiae bei 0% (0/12), allerdings wurde bei einem Pt. unter Immunsuppression mit Azathioprin überraschend 43 Monate nach Erstdiagnose und engmaschigem FU eine hämatogene Metastasierung mit Leber- und Knochenfiliae festgestellt. Folglich hämatogenes Risiko 8,3% (1/12).

Schlussfolgerung: Die Ösophagusresektion bleibt für Pt. mit sm2-Invasion der Goldstandard. Das Risiko einer lymphogenen Metastasierung scheint aber bei „LR-sm2 BK“ ausgesprochen gering zu sein. Deshalb sollte man bei ausgewählten Pt. mit komb-LR Kriterien eine alleinige ET mit engmaschigen Nachkontrollen als Therapieoption in Erwägung ziehen.