Z Gastroenterol 2016; 54 - KV429
DOI: 10.1055/s-0036-1587204

Übergewicht und Adipositas bei Patienten mit kurativ reseziertem Karzinom von Ösophagus und Magen: Einfluss auf postoperatives Outcome und Langzeitüberleben

T Glatz 1, G Marjanovic 1, B Kulemann 1, UT Hopt 1, F Makowiec 1, J Hoeppner 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland

Einleitung: Adipositas ist eine Krankheit mit steigender Inzidenz in der westlichen Gesellschaft. Adipositas wird oft mit eingeschränkten Operationsergebnissen in Verbindung gebracht. Die Auswirkungen bei Patienten mit Karzinomen von Magen oder Speiseröhre auf das postoperative Outcome und Langzeitüberleben werden kontrovers diskutiert.

Material und Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten, die zwischen 1996 und 2014 an der Universitätsklinik Freiburg aufgrund eines bösartigen Tumors des oberen Gastrointestinaltraktes gastrektomiert oder ösophagusreseziert wurden. Die Daten wurden retrospektiv analysiert und aus unserer prospektiv geführten Datenbank gewonnen. Die Patienten wurden in vier Gruppen unterteilt: Untergewicht (BMI < 18,5 kg/m2), Normalgewicht (18,5 – 25 kg/m2), Übergewicht (25 – 30 kg/m2) und Adipositas (≥30 kg/m2).

Ergebnisse: Eingeschlossen in die Analyse wurden 730 Patienten, davon 395 nach Gastrektomie, 335 nach Ösophagusresektion. Das Durchschnittsalter betrug 64 Jahre, 73% der Patienten waren männlich. Übergewicht und Adipositas waren einem erhöhten Anteil von Adenokarzinomen, UICC-Stadien I/II und einer erhöhten R0-Resektionsrate assoziiert.

Die postoperative Mortalität betrug 6%. Der Anteil an Patienten, die mindestens eine Komplikation erlitten war 60%. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen bei der postoperativen Morbidität und Mortalität, Operationszeit, ICU- und Krankenhausaufenthalt. Übergewicht und Adipositas waren mit einem signifikant besserem 5-Jahres-Überleben assoziiert (UW: 22%, NW: 37%, ÜW: 51%, AD: 50%, p < 0,001). Die multivariate Analyse identifizierte neben dem ASA-Score (3/4), dem Alter (≥65), dem Resektionsrand (R +) und dem UICC-Stadium (3/4), den präoperativen BMI < 25 kg/m2 als unabhängigen Risikofaktor für ein eingeschränktes Gesamtüberleben (RR 1,4, p < 0,001).

Schlussfolgerung: Übergewichtige Patienten können ohne erhöhte Risiken für postoperative Morbidität und Mortalität operiert werden. Darüber hinaus wurden Übergewicht und Adipositas bei Patienten mit Tumoren von Magen und Speiseröhre als unabhängige Prognostikatoren für ein verlängertes Langzeitüberleben identifiziert.