Z Gastroenterol 2016; 54 - KV422
DOI: 10.1055/s-0036-1587197

Unzufriedenheit mit PPI-Langzeittherapie bei GERD: Gründe und Management in der täglichen Praxis (LOPA II Studie)

J Labenz 1, G Labenz 2, D Stephan 3, DP Borkenstein 1 F Willeke 3, LOPAStudiengruppe
  • 1Diakonie-Klinikum Jung-Stilling Krankenhaus, Medizinische Klinik, Siegen, Deutschland
  • 2Medizinisches Zentrum am Siegerlandflughafen, Refluxzentrum Siegerland, Burbach, Deutschland
  • 3St. Marien-Krankenhaus, Chirurgische Klinik, Siegen, Deutschland

Einleitung: 30% aller GERD-Patienten haben unter PPI belästigende Symptome und 20% sind unzufrieden mit der Therapie. Maßnahmen zur Abklärung oder Verbesserung der Therapie werden nur selten ergriffen (< 10%).

Ziele: Exploration der Gründe für die Unzufriedenheit der Patienten und der Maßnahmen, die im hausärztlichen Bereich ergriffen werden.

Methodik: In einer prospektiven, multizentrischen Observationsstudie wurden in 7 hausärztlichen Praxen Patienten mit chronischer GERD und mindestens 1-jähriger PPI-Therapie, die mit ihrer Therapie nicht zufrieden waren, nach der Dauer der PPI-Therapie, der Zufriedenheit mit ihrer aktuellen Krankheitssituation, der Häufigkeit von Symptomen in der vorangegangenen Woche, nach diagnostischen Maßnahmen und chirurgischem Konsil in der Vergangenheit sowie nach den Gründen für die Unzufriedenheit mit der Behandlung befragt. Als „Lost Patients“ wurden diejenigen definiert, die einen Score 1 oder 2 auf einer 5-teiligen Likert-Skala (1: sehr unzufrieden; 2: unzufrieden) angaben und bei denen bisher keine weitere Abklärung bzw. Optimierung der Therapie erfolgte.

Ergebnis: 177 Patienten (mittlere Krankheitsdauer 9,9J, PPI-Therapie im Schnitt 8,3J). 71% der Patienten waren unzufrieden mit ihrer Therapie (Score 1 oder 2). 88% hatten in der vorangegangenen Woche an mindestens 2 Tagen (55% an 4 – 7 Tagen) Sodbrennen und/oder Regurgitation. 51% nahmen mindestens an zwei Tagen pro Woche (29% an 4 – 7 Tagen) zusätzlich Medikamente zur bestehenden PPI-Therapie ein. 91% gaben eine unbefriedigende Symptomkontrolle als relevanten Grund für die Unzufriedenheit an. Darüber hinaus hatten 27% Bedenken wegen der Langzeittherapie mit Medikamenten und 24% wegen der täglichen Einnahme. 93% der Patienten hatten eine ÖGD, 8% eine pH-Metrie, 6% eine Manometrie und 7% eine chirurgische Konsultation. Der Anteil der „Lost Patients“ lag in dieser Studie bei 61%.

Schlussfolgerung: Chronische GERD-Patienten, die mit ihrer PPI-Dauertherapie unzufrieden sind, werden nur selten weiterer Diagnostik bzw. Therapiealternativen zugeführt. Persistierende Symptome, Bedenken wegen einer Langzeittherapie und täglicher Medikamenteneinnahme sind die wesentlichen Gründe für die Unzufriedenheit. Ein einfacher Screening-Bogen kann die „Lost Patients“ erfassen.