Z Gastroenterol 2016; 54 - KV416
DOI: 10.1055/s-0036-1587191

Die gastroduodenale Ulkuskrankheit bei Patienten nach Organtransplantation ist nur selten mit Helicobacter Pylori assoziiert – Daten aus einer retrospektiven Single-Center-Studie

T Thiele 1, MP Manns 1, TO Lankisch 1, T von Hahn 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland

Einleitung: Es gibt bisher wenig Daten zur Ätiologie der gastroduodenalen Ulkuskrankheit (PUD) bei Patienten nach Organtransplantation (Tx-Patienten). Die wichtigsten bekannten Risikofaktoren für eine PUD sind die Infektion mit H. Pylori (HP) sowie die langfristige Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR).

Ziele: Primäres Ziel war die Klärung des Stellenwertes der HP Infektion in der Ätiologie der PUD bei Tx-Patienten. Zudem wurden Risikofaktoren ermittelt, die mit dem Auftreten HP positiver Ulzera bei diesen Patienten assoziiert sind.

Methodik: Anhand der in unserer Transplantationsklinik erhobenen Daten führten wir eine retrospektive Analyse aller Patienten durch, die zwischen 2006 und 2013 in unserer Endoskopieabteilung die Diagnose einer PUD erhalten hatten. Die Ulzera wurden durch eine Ösophagoduodenoskopie (ÖGD) diagnostiziert, in deren Rahmen Biopsien zur histologischen Begutachtung +/- Ureaseschnelltest entnommen wurden, wodurch der HP-Status ermittelt werden konnte. Tx-Patienten wurden mit nicht transplantierten Patienten als Kontrollgruppe verglichen.

Ergebnis: Wir analysierten die Daten von insgesamt 366 Patienten im Studienzeitraum. 12% (44/366) waren vor Diagnose transplantiert worden. 7% (3/44) der Tx-Patienten hatten ein HP positives Ulkus verglichen mit 25% (81/322) in der Kontrollgruppe (p = 0.007). Selbst wenn die Patienten, die zum Diagnosezeitpunkt einen Protonenpumpenhemmer (PPI) genommen hatten, aus der Analyse ausgeschlossen wurden, blieben die Raten vergleichbar mit 30% (65/214) HP positiver Ulzera in der Kontrollgruppe gegenüber 14% (1/7) bei Tx-Patienten (p = 0.0063). Darüber hinaus waren bei den Tx-Patienten die Raten an Intensivaufenthalten, Antibiotika- (AB) und PPI Therapie zum Zeitpunkt der Diagnose signifikant höher.

Schlussfolgerung: Bei den hier untersuchten PUD Patienten und speziell in der Subgruppe der Tx-Patienten war die Raten HP positiver Ulzera wesentlich niedriger als in der Literatur für die Normalbevölkerung beschrieben. Die wahrscheinlichste Erklärung hierfür liegt in dem stark selektierten Patientenkollektiv eines Tertiärversorgungszentrum und der damit zusammenhängenden hohen Rate von Vorbehandlungen mit AB und PPI. PUD bei Tx-Patienten ist in der deutlichen Mehrzahl der Fälle nicht infektiöser Genese.