Z Gastroenterol 2016; 54 - KV393
DOI: 10.1055/s-0036-1587167

Unterschiede zwischen Kolonkarzinom und Rektumkarzinom

S Jafarov 1, M Kornmann 2, WT Knoefel 1, KH Link 3
  • 1Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Chirurgie, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Ulm, Chirurgie I, Ulm, Deutschland
  • 3Asklepios Paulinen Klinik, Chirurgisches Zentrum, Wiesbaden, Deutschland

Einleitung: Kolon- und Rektumkarzinome (KK;RK) unterscheiden sich klinisch und tumorbiologisch. Bisher werden KK's und RK's unter dem Begriff „kolorektales Karzinom“ (KRK) subsumiert. Wir analysierten die aktuellen Daten zur Karzinogenese/Biologie von KK's und RK's, um deren Auftrennung als eigenständige Tumorentitäten zu belegen und damit herbeizuführen.

Material und Methoden: Relevante nationale und internationale englischsprachige Publikationen (PubMed etc.) sowie Daten aus FOGT- Studien.

Ergebnisse: In den USA wurden im Jahr 2015 93.090 KK's und 39.610 RK's als Neuerkrankungen registriert (ACS). Kalkuliert man die Inzidenz in den entsprechenden Darmentitäten durch Relation der Neuerkrankungen zur Darmlänge (Kolon 150 cm; Rektum 16 cm), so ist das Risiko für ein RK mit einem Relativwert von 2478.6 viermal höher als für ein KK (620.6).

KK's und RK's unterscheiden sich auch in der Karzinogenese:Bei KK ist der HNPCC-Typ dominant, bei RK's der APC-Typ. HNPCC kommt fast nur im rechten Hemikolon vor. Beide Entitäten unterscheiden sich in ihrer Gen- und Proteinexpression. Sport wirkt primär präventiv nur gegen KK's. Pathologisch sind submukosale Läsionen signifikant häufiger im Rektum lokalisiert.

Aufgrund der unterschiedlichen Topografie unterscheiden sich KK's und RK's bekannterweise in den OP-Techniken, CTx-Protokollen und in den Fernmetastastasierungswegen. Die CTx mit FOLFOX verbessert die Prognose bei KK (< 70 Jahre), aber nicht bei RK. 5-FU+FS führt zur signifikanten Erhöhung der 5-J-ÜLR bei KK's, nicht bei RK's.

In der 5-FU-basierten adjuvanten CTx korreliert beim KK eine hohe TS-, niedrige DPD-Expression mit einer verbesserten Überlebensrate (ÜLR) und eine niedrige TS-, hohe DPD-Expression mit einer schlechteren ÜLR. Bei (neo)adjuvanten R(C)T von RK's ist eine hohe TS-, niedrige DPD-Expression mit einer schlechteren, eine niedrige TS-, hohe DPD-Expression mit einer verbesserten ÜLR assoziiert. Die Prognosefaktoren-CEA-Level, p53 und MSI-Status haben beim RK eine geringere Bedeutung.

Zusammenfassung: Unseren Ergebnissen zufolge kann postuliert werden, dass KK's und RK's unterschiedliche Tumorentitäten sind. Der Begriff „kolorektales Karzinom“ sollte nicht mehr verwendet und in Zukunft KK's und RK's in Studien/Behandlungsprotokollen getrennt eingebracht/betrachtet werden.