Z Gastroenterol 2016; 54 - KV355
DOI: 10.1055/s-0036-1587131

Einfluss von nicht-selektiven Betablockern auf das Überleben in Pankreaskarzinompatienten – Neue Chance mit gut bekannten Medikamenten?

BW Renz 1, S Graf 1, M Ilmer 1, M Macchini 2, S Vecchiarelli 3, C Ricci 4, TC Wang 2, R Casadei 4, M Di Marco 3, J Werner 1, A Kleespies 1
  • 1Klinikum der LMU München, Campus Großhadern, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, München, Deutschland
  • 2Columbia University Medical Center, Division of Digestive and Liver Diseases, Irving Cancer Research Center, New York, USA
  • 3Sant'Orsola-Malpighi Hospital, University of Bologna, Department of Experimental, Diagnostic and Specialty Medicine, Bologna, Italy
  • 4Sant'Orsola-Malpighi Hospital, University of Bologna, Department of Medical and Surgical Sciences, Bologna, Italy

Einleitung: Grundlagenwissenschaftliche Arbeiten lassen vermuten, dass die Aktivierung des sympathischen Nervensystem die Entwicklung und Progression des duktalen Pankreaskarzinoms (PDAC) fördert. Auf translationaler Ebene konnte im Tiermodell durch Applikation von Stress ein gesteigertes Tumorwachstum sowie ein Anstieg von Adrenalin, Noradrenalin, VEGF und NGF gezeigt werden.

Methoden: Untersucht wurden Patienten aus zwei europäischen Pankreaszentren mit PDAC, die in kurativer Absicht zwischen 2002 und 2012 operiert wurden (n = 595). Die Analyse erfolgte mittels einer 1:5-matched-pair Analyse zwischen Patienten ohne Betablocker (n = 85) und Patienten mit nicht-selektiven Betablockern (n = 17). Als match-Kriterien wurden folgende 5 unabhängige Risikofaktoren gewählt: Alter (± 5 Jahre), Geschlecht, OP-Zeitpunkt (±5 Jahre), UICC-Tumorstadium und Art der adjuvanten Therapie. Patienten mit beta1-selektiven Blockern (n = 142) wurden nicht gematched.

Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten war 70 Jahre (22 – 88). 159 Patienten erhielten einen Betablocker. Von diesen erhielten 142 (89%) beta1-selektive Medikamente, die übrigen (n = 17, 11%) nicht-selektive. Die Indikation für eine Behandlung mit Betablockern waren Hypertonie, Arrhythmien und sekundäre Prophylaxe nach MI. Patienten mit Betablockern hatten ein medianes Gesamtüberleben (OS) von 25 versus 21 Monaten im Vergleich zu Patienten, die keinen Betablocker verabreicht bekommen hatten (p = 0.0127). Das mediane OS in Patienten mit nicht-selektiven Betablockern war 40 Monate im Vergleich zu 21 Monaten in Patienten ohne Betablocker (p = 0.0007) und 21 Monaten bei Patienten mit beta1-selektiven Antagonisten (p = 0.1081).

Schlussfolgerung: Die Verabreichung von nicht-selektiven Betablockern war fast mit einer Verdopplung des Gesamtüberlebens in resezierten PDAC Patienten assoziiert. Eine Therapie mit selektiven beta1-Rezeptor-Anatgonisten hatte keinen Einfluss auf das Überleben. Diese Daten lassen den Schluss zu, dass die zielgerichtete Therapie des beta2-adrenergen Signalwegs einen vielversprechenden Therapieansatz im PDAC darstellt.