Einleitung: Störungen in der Thrombozytenfunktion sind eine bekannte Komplikation der Leberzirrhose. Neben der Thrombopenie sind Funktionsstörungen ein wichtiger pathophysiologischer Faktor bei Blutungsereignissen, wie Varizenblutungen. Trotzdem sind die Pathomechanismen einer fehlerhaften Plättchenaktivierung beim Zirrhotiker kaum verstanden.
Methoden: In der vorliegenden Studie wurde die Plättchenfunktion von 58 Patienten mit Leberzirrhose untersucht. Hierzu wurde die Plättchenreaktivität (gemessen als „area under the curve“ Einheiten (AU)) durch ex-vivo Stimulation mit ADP (ADP-Test), Thromboxan A2 (ASPI-Test) und Thrombin-Rezeptor aktivierendes Peptid 6 (TRAP-Test) mithilfe der multiple electrode aggregometry (Multiplate analyzer, Roche©, Basel, CH) untersucht. Voraussetzung war eine Thrombozytenzahl von mindesten 100/nl und der Ausschluss einer plättchenhemmenden Therapie (ASS/P2Y12 Inhibitoren).
Ergebnisse: 13 Patienten wurden als Child A klassifiziert, 24 als Child B und 21 als Child C. Bei 42 Patienten lag eine ethyltoxische Genese vor, bei 6 eine PBC, bei 3 eine Virushepatitis und bei 7 eine kryptogene Zirrhose vor. Das mittlere Alter betrug 66 Jahre. Der mittlere Wert des ADP-Test bei CHILD-A Zirrhotikern lag bei 824.81AU, der des TRAP-Test bei 1107.63AU und der des ASPI-test bei 858.66AU. Bei Patienten mit Child B Zirrhose konnte ein mittlerer Wert von 634AU beim APD-Test, 940.57AU beim TRAP-Test und 647.48AU beim ASPI-Test gemessen werden. Child C-Zirrhotiker wiesen mittleren Werte von 423.875AU für den ADP-Test, 753.50AU für den TRAP-Test und 450.19AU für den ASPI-Test auf. Bezogen auf die Child-Klassifikation sahen wir einen signifkaten Unterschied (p < 0.05) hinsichtlich der Plättchenfunktion zwischen Child C-Patienten und Nicht-Child C-Patienten in allen Tests. Allein im TRAP-Test waren die Unterschiede zwischen Child A- und Child C-Patienten nicht signifikant (p = 0.055).
Schlussfolgerung: Unsere Studie zeigt, dass Patienten mit Child C-Zirrhose signifikante Unterschiede im ADP- und ASPI-Test im Vergleich zu nicht Child C-Zirrhotikern aufweisen. Ähnliche Ergebnisse konnten beim TRAP-Test gesehen werden, diese waren jedoch nicht signifikant. Somit scheint bei Zirrhotiker vor allem die Plättchenaktivierung über ADP und Thromboxan A2 gestört.