Z Gastroenterol 2016; 54 - KV248
DOI: 10.1055/s-0036-1587024

Hepatitis E am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Eine Fallserie

J Hartl 1, A Galante 1, AW Lohse 1, S Pischke 1, 2
  • 1I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland
  • 2Outpatient Clinic for Livertransplantation, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Einleitung: In den letzten Jahren hat die Zahl der gemeldeten Hepatitis E Virus (HEV) Infektionen in Deutschland drastisch zugenommen.

Ziele: Untersuchung akuter und chronischer HEV-Infektionen an einem Universitätsklinikum in Deutschland.

Methodik: Retrospektive Analyse der Krankenakten aller Hepatitis E Patienten (n = 70) am UKE zwischen 01/2009 – 02/2016.

Ergebnisse: Es wurden 28 (40%) HEV-Infektionen bei Immunsupprimierten und 42 (60%) bei Immunkompetenten beobachtet. Alle Infektionen bei Immunsupprimierten und 73% der Infektionen bei Immunkompetenten wurden in Westeuropa erworben (= autochthon).

Immunkompetente Patienten mit importierten Infektionen hatten höhere ALT- und INR-Werte als solche mit autochthonen Infektionen (p = 0,018 und p = 0,022) sowie tendenziell höhere Bilirubin-Werte (Tab. 1).

5 Patienten mit autochthoner Infektion hatten eine vorbestehende Lebererkrankung (3x Zirrhose). Diese Patienten entwickelten eine schwere bzw. fulminante Hepatitis E (ALT 1283 – 6683 U/L, Bilirubin 2,6 – 27 mg/dl, INR 1,23 – 2,5). Ein Patient verstarb an einem akut auf chronischen Leberversagen.

19/28 Immunsupprimierten (68%) waren organtransplantiert. Immunsupprimierte hatten niedrigere Transaminasen als Immunkompetente mit autochthoner HEV-Infektion (ALT: p = 0,04). 13 Patienten wurden erfolgreich mit Ribavirin behandelt (Abb. 1).

Schlussfolgerungen: Die meisten HEV-Infektionen waren autochthon erworben, diese nahmen insgesamt einen milderen Verlauf als reise-assoziierte Fälle, jedoch waren fulminante Verläufe bei vorbestehender Lebererkrankung häufig. Viele HEV-Patienten (40%) waren immunsupprimiert, was den besonderen Stellenwert von HEV-Infektionen für Häuser der Maximalversorgung verdeutlicht.

Tab. 1: Charakteristika der HEV-Patienten am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (n = 70).

Immunkompetente

Reise-assoziiert (n = l 1)

Immunkompetente

autochthon (n = 3 l)

Immunsupprimicrte

autochthon (n = 28)*

Mittleres Alter

37 (26 – 58)

p = 0,040

50 (21 – 69)

n.s.

49 (32 – 75)

Geschlecht, männlich

64%

71%

64%

ALT, U/l

3450 (296 – 6790)

p = 0.018

1254 (68 – 6600)

p = 0,044

811 (24 – 2028)

Bilirubin, mg/dl

4,7 (0,6 – 18,9)

n.s.

2,6 (0,5 – 10,8)

n.s.

0,9 (0,4 – 18,4)

INR

1,33 (1 – 2,03)

p = 0.022

1,08 (0,93 – 1,15)

n.s.

1,06 (1,08 – 2,03)

Ribavirin-Therapie, n

0

0

12 (43%)

* Keine Reise-assoziierten Fälle bei Immunsupprimierten

Abb. 1: Übersicht der Hepatitis E-Patienten am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (01/2009 – 02/2016). Ein großer Anteil der Patienten war immunsupprimiert (40%). Alle HEV-Infektionen bei Immunsupprimierten und die meisten Infektionen bei Immunkompetenten (73%) wurde autochthon erworben. Autochthone HEV-Infektionen bei Patienten mit vorbestehender chronischer Lebererkrankung zeigen häufig einen fulminanten Verlauf.