Z Gastroenterol 2016; 54 - KV240
DOI: 10.1055/s-0036-1587016

Neutralisierende Antikörperaktivität von monoklonalen Antiköpern gerichtet gegen das HCV Glykoprotein E2 isoliert aus Patienten mit spontaner Viruselimination

A Olbrich 1, H Wardemann 2, C Colipitts 3, T Baumert 3, T Berg 1, J Benckert 1
  • 1Universtätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie; Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Abteilung B-Zell-Immunologie, Heidelberg, Deutschland
  • 3Universität von Straßburg, Inserm U1110, Straßburg, France

Eine Infektion mit dem Hepatitis C Virus (HCV) führt in den meisten Fällen zu einer chronischen Erkrankung, wohingegen nur einem kleineren Anteil der Infizierten eine Ausheilung gelingt. Eine frühe Immunantwort durch neutralisierende Antikörper (AK) kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen.

Es wurden daher die Unterschiede in der Antikörperantwort bei Patientinnen untersucht, die mit einem identen Hepatitis C Virus durch eine kontaminierte Rhesus-Prophylaxe infiziert wurden, um potentielle HCV-neutralisierende AK zu identifizieren.

HCV-E2-spezifische B-Gedächtniszellen wurden mittels FACS als Einzelzellen aus dem peripheren Blut von 4 Patientinnen mit spontaner Viruselimination und 3 Patientinnen mit Entwicklung einer chronischen Hepatitis C isoliert. Der B-Zell-Rezeptor auf der Zelloberfläche, der die Antigenspezifität der B-Zelle repräsentiert, wurde dabei verwendet, um Peptid-spezifische Zellen zu identifizieren. Monoklonale AK wurden in vitro durch eine auf RT-PCR basierende Klonierungsstrategie aus den Einzelzellen amplifiziert, sequenziert und in HEK293T-Zellen exprimiert. Die neutralisierenden Eigenschaften der AK wurden schließlich in HCVpp (Pseudopartikel) Assays getestet.

Sequenzanalysen der individuellen AK-Ketten zeigten, dass im Vergleich zu den chronisch Infizierten bei den spontan ausgeheilten Patienten eine höhere Anzahl somatischer Hypermutationen als Zeichen einer ausgeprägten Affinitätsreifung vorliegt. Es konnte zudem eine starke Expansion von B-Zell-Klonen nachgewiesen werden, da 8,7% der 403 analysierten Sequenzen der spontan ausgeheilten Patienten zu klonal verwandten B-Zellen mit identischem V(D)J Rearrangement in schwerer und leichter Kette und gemeinsamen somatischen Hypermutationen gehörten. 84 der AK wurden synthetisiert und zwei AK zeigten im HCVpp Assay starke neutralisierende Aktivität für alle getesteten Genotypen, welche in einem zellkulturinfektiösem HCV-System (HCVcc) bestätigt werden konnte.

Die zwei neutralisierenden AK gegen HCV-E2 hemmen Genotyp-unabhängig das HCV „entry“ und könnten im Rahmen passiver Immunisierungsstrategien eine therapeutische Option darstellen. Die Untersuchungen klonaler Sequenzen geben darüber hinaus auch Aufschluss über bevorzugte Antikörperbindungsstellen bei der chronischen HCV Infektion.