Z Gastroenterol 2016; 54 - KV227
DOI: 10.1055/s-0036-1587003

Re-Therapie nach Versagen einer ersten Interferon-freien direkt antiviralen HCV-Therapie: „Real World“-Daten aus einer großen HCV-Resistenzdatenbank

J Vermehren 1, S Susser 1, J Dietz 1, T von Hahn 2, J Petersen 3, H Hinrichsen 4, U Spengler 5, S Mauss 6, C Berg 7, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Klinikum der J. W. Goethe Universitaet, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • 3IFI Institut für Interdisziplinäre Medizin, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg, Deutschland
  • 4Praxis für Gastroenterologie, Kiel, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum, Bonn, Deutschland
  • 6Medizinisches Versorgungszentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • 7Universitätsklinikum, Tübingen, Deutschland

Einleitung: Mit direkt antiviral wirksamen Substanzen (DAAs) können heute mehr als 90% der Patienten mit chronischer Hepatitis C Virusinfektion (HCV) geheilt werden. Dennoch erlitten in den entsprechenden Zulassungsstudien 1 – 7% der Patienten ein virologisches Therapieversagen. Eine Re-Therapie dieser Patienten ist derzeit noch nicht etabliert. Für die Auswahl einer geeigneten Re-Therapie ist das Auftreten viraler Resistenzen zum Zeitpunkt des Therapieversagens und deren Persistenz von Bedeutung.

Methodik: Aus einer großen HCV-Resistenzdatenbank (n = 3682 Patienten) wurden Patienten mit Versagen auf eine DAA-Kombinationstherapie mittels direkter Sequenzierung auf Resistenzen (RAVs) in den HCV NS3-, NS5A- und NS5B-Genen analysiert. Weiterhin wurden klinische Charakteristika sowie Auswahl und Ergebnis der Re-Therapie ausgewertet.

Ergebnisse: Es wurden 308 Patienten mit Versagen auf eine 8 – 24-wöchige Interferon-freie DAA-Therapie identifiziert (Genotyp (GT)1, n = 193; GT2, n = 27; GT3, n = 69; GT4: n = 19). Patienten mit GT1 waren mit Sofosbuvir (SOF)/Simeprevir (SMV)± Ribavirin (RBV; n = 48), SOF/Daclatasvir (DCV)± RBV (n = 26), SOF/Ledipasvir(LDV)± RBV (n = 91), oder Paritaprevir/Ombitasvir/Dasabuvir (3D)± RBV (n = 28) behandelt worden. GT3: SOF/DCV ± RBV (n = 20), SOF/LDV ± RBV (n = 15), SOF/RBV (n = 34). Eine Zirrhose lag bei 56% bzw. 55% der GT1- und GT3-Patienten vor und 72% bzw. 81% hatten eine Interferon-basierte Vortherapie ± Proteasehemmer erhalten. RAVs wurden bei 95% der GT1-Patienten und 41% der GT3-Patienten detektiert.

Eine Re-Therapie wurde bei 29% bzw. 27% der GT1/GT3-Patienten initiiert. Bei GT1-Patienten hatte die Mehrheit ein SMV/SOF-Versagen und wurde entweder mit der 3D-Therapie oder LDV/SOF re-therapiert. Alle GT3-Patienten wurden mit SOF/DCV ± RBV re-therapiert. Bei Patienten mit abgeschlossenem Follow-Up konnte bei 92% bzw. 88% der GT1/GT3-Patienten ein anhaltendes Therapieansprechen erzielt werden.

Schlussfolgerung: Ein virologisches Therapieversagen wurden nach allen derzeit zugelassenen und empfohlenen Therapieregime beobachtet. RAVs wurden bei fast allen GT1-Patienten aber nur 41% GT3-Patienten delektiert. Aufgrund der fehlenden Datenlage wurde eine Re-Therapie nur bei einer Minderheit der Patienten initiiert, diese konnte jedoch hohe SVR-Raten aufweisen (88 – 92%).