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DOI: 10.1055/s-0036-1586985
HBV-Infektion in Deutschland – wie sind die Real-Life-Kosten?
Einleitung: Geschätzte 500.000 Patienten sind in Deutschland mit dem Hepatitis B-Virus infiziert. Die medizinischen Versorgungskosten sind bisher nicht untersucht, insbesondere in den verschiedenen Stadien der dynamischen Erkrankung, von der chronischen Hepatitis bis zur Zirrhose inkl. der hohen Kosten der Therapien. Entwicklung und Zulassung der oralen neueren Nukleos(t)ide (NUKs) lösen die nebenwirkungsreiche Behandlung mit Interferon in vielen Indikationen ab. Die NUKs erleichtern die Behandlung, reduzieren die Nebenwirkungen und verbessern die Ergebnisse. Das Ziel der Studie war die Berechnung der direkten Kosten der HBV-Infektion in einem Real-Life-Setting.
Methodik: Aus einer universitären Ambulanz wurden 117 Patienten mit Hepatitis-B-Virus-Infektion in 6 Gruppen eingeteilt: (1.) Niedrigvirämisch, (2.) Hochvirämisch, (3.) Chronische Hepatitis B, (4.) Chronische Hepatitis B mit kompensierter Zirrhose, (5.) Chronische Hepatitis B mit dekompensierter Zirrhose, (6.) Chronische Hepatitis B/D-Koinfektion. In Anlehnung an die deutsche Leitlinie wurden Basisdiagnostik und Verlaufsmonitoring unterteilt in Arztkosten, Laborleistungen und bildgebende Verfahren. Den Berechnungen der ambulanten Kosten wurde der EBM und den Medikamenten die Preise der Lauertaxe zugrunde gelegt. Die stationären Kosten wurden nach den G-DRGs kalkuliert. Der Untersuchungszeitraum betrug 3,5 Jahre von 7/2009 bis 12/2012.
Ergebnis: Die jährlichen Gesamtkosten pro Patient variieren zwischen den Gruppen von € 221 (Gruppe 2) bis € 5.609 (Gruppe 6). Niedrig- und hochvirämische Patienten zeigen Monitoring-Kosten von nur um € 250. Bei den Gruppen 3 – 6 sind die antiviralen Medikamente mit € 2.600 bis € 5.200 der Hauptkostenfaktor. Die Begleitmedikation ist von untergeordneter Bedeutung, ebenso die Krankenhauskosten ausgenommen bei den Gruppen 5 und 6 mit € 515 bzw. € 250.
Schlussfolgerung: Ausgehend von 500.000 HBV-Infizierten in Deutschland errechnet sich eine volkswirtschaftliche Belastung jährlich von im Mittel € 1.754.500.000. Diagnostiziert sind aber nur ca. 125.000 und letztlich therapiert lediglich 25%.