Z Gastroenterol 2016; 54 - KV127
DOI: 10.1055/s-0036-1586903

Strukturierte Bewertung der Qualität der Kameraassistenz bei laparoskopischen Operationen – Eine Pilotstudie

T Huber 1, M Paschold 1, F Schneble 1, H Lang 1, W Kneist 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Mainz, Deutschland

Hintergrund: Zur Bewertung des Operateurs bei laparoskopischen Operationen liegen validierte und etablierte Scoringsysteme vor. Für die objektive Leistungsanalyse des Kameraassistenten sind aktuell keine Scores verfügbar. Ziel des vorliegenden Projektes war die Entwicklung und erstmalige Anwendung eines praktikablen, intraoperativen Bewertungstools für die laparoskopische Kameranavigation.

Material und Methoden: Nach Spezifizierung der Methodik im Rahmen von 20 laparoskopischen Cholezystektomien wurde das Bewertungssystem bei 12 weiteren elektiven Cholezystektomien bei symptomatischer Cholezystolithiasis mit unterschiedlichen Operationsteams eingesetzt. Die Parameter des Scores werden mithilfe eines eigens entwickelten computerbasierten Analyseprogramms pro Zeiteinheit erhoben. Der Score beinhaltet das Zentrieren des Operationsfeldes (centering), ein korrektes Einstellen des Horizonts (horizon), die Darstellung der Instrumente im Blickfeld (target out of view), keine Unterbrechung des Operationsflusses (disruption), sowie die Anzahl der verbalen und manuellen Korrektur durch den Operateur. Die Ausgabe erfolgt in Fehlern pro Minute. Für die Analyse durch zwei unabhängige Gutachter wurden die Videos des Operationsteams mit Audioaufnahme sowie die mit dem Laparoskop aufgenommenen Videos synchronisiert.

Ergebnisse: Die Kamera wurde von insgesamt 7 verschiedenen chirurgischen Mitarbeitern geführt. In 9 von 12 Fällen war dies ein Oberarzt. Es zeigte sich bei Oberärzten eine niedrigere Fehlerquote als bei Assistenzärzten (Median (IQR): 0,21 (0,13; 0,23) vs. 0,79 (0,53; 0,89); (p = 0.209)). Die Analyse der Interrater-Variabilität ergab ein Cronbach's alpha von 0,842 (centering), 0,709 (horizon), 0,783 (disruption) und 0,619 (target out of view). Die Anzahl der verbalen und manuellen Korrekturen war jeweils identisch.

Schlussfolgerung: Das entwickelte Bewertungssystem ist im Rahmen der ersten Anwendung praktikabel und zeigt eine niedrige Interratervariabilität. Die Validität des Scores muss an einem größeren Kollektiv weiter untersucht werden. Die Anwendung im Rahmen anderer viszeralchirurgischer Operationen zur Beurteilung der Reliabilität des Scores ist geplant.