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DOI: 10.1055/s-0036-1586809
Evaluation von Gründen für eine verzögerte Diagnosestellung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Einleitung: Die zeitgerechte Diagnose chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) ist eine besondere Herausforderung. Risikofaktoren für eine lange Diagnosedauer sind bisher nicht umfassend untersucht.
Ziele: Evaluation von Ursachen für eine Diagnoseverzögerung von Patienten mit Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU).
Methodik: 386 CED-Patienten (MC: 51,8%, CU: 48,2%) wurden von 05/2012 bis 05/2014 an den Standorten der Charité Berlin und im Krankenhaus Waldfriede in Berlin rekrutiert. Fragebogenbasiert wurden demographische Eigenschaften, krankheitsspezifische Faktoren wie Symptome, Schweregrad, Befallsmuster und Diagnoseänderung im Verlauf der Erkrankung, sowie die Zeitintervalle Wartezeit (Zeit vom ersten Symptom bis zum ersten Arztkontakt, WZ), Arztdiagnosezeit (Zeit vom ersten Arztkontakt bis zur Diagnosestellung, ADZ) und Gesamtdiagnosezeit (GDZ = WZ+ADZ) erfragt.
Ergebnisse: Im Mittel wurde die Diagnose CED (GDZ) nach 8 Monaten gestellt. CU Patienten wurden signifikant schneller diagnostiziert als MC Patienten (4Mo vs. 12Mo, p < 0,0001). In der Multivariatanalyse war die WZ signifikant kürzer bei CU als bei MC Patienten (1 Mo vs. 2 Mo, p = 0,049). Im Geschlechtervergleich war die ADZ von männlichen CED-Patienten signifikant kürzer als bei weiblichen Patienten (1,5 Mo vs. 3 Mo, p = 0,027). Patientenalter und Diagnosejahr führten zu keiner diagnostischen Verzögerung. Der Schweregrad der Symptome zu Beginn der Erkrankung beschleunigte die ADZ signifikant (CU: p = 0,002 und MC: p = 0,033). Die GDZ bei CU Patienten mit positiver Familienanamnese (FA) im Vergleich zu Patienten ohne erkrankte Familienmitglieder war sogar signifikant länger (10 Mo vs. 4 Mo, p = 0,012). MC Patienten mit positiver FA suchten signifikant schneller einen Arzt auf (0,5 Mo vs. 2,5 Mo, p = 0,003). Fieber führte zu einer signifikant kürzeren GDZ (p < 0,001) wohingegen Abgeschlagenheit zu einer signifikant längeren ADZ (p = 0,038) führte.
Schlussfolgerung: Die Diagnoseverzögerung von CED-Patienten ist erheblich und hängt von der Diagnose, Schweregrad und Symptomvielfalt ab. Eine verzögerte Diagnosestellung führt zu einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufs, so dass eine Optimierung der Diagnostik von essentieller Bedeutung ist.