Gesundheitswesen 2016; 78 - A166
DOI: 10.1055/s-0036-1586715

Die Implementierung eines ambulanten Raucherentwöhnungsprogramms und sein Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen die mit HIV leben

I Grabovac 1, TE Dorner 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich

Hintergrund: In Österreich und Deutschland gibt es auffallende Unterschiede in der Raucherprävalenz zwischen Menschen die mit HIV leben und der Allgemeinbevölkerung, wobei die Prävalenz bei Menschen mit HIV doppelt so hoch ist. Gerade bei diesen Personen beeinflusst Rauchen viele Gesundheitsaspekte und hat einen negativen Effekt auf die Lebensqualität. In Österreich und Deutschland wurden bisher keine Erhebungen der Lebensqualität bei HIV positiven Menschen vor und nach einem Raucherentwöhnungsprogramm durchgeführt.

Methoden: Die Studie wurde bei konsekutiven HIV positiven Personen bei ihren betreuenden Ärzten im niedergelassenen Bereich in 6 deutschen und österreichischen Zentren durchgeführt. Mittels Fragebögen wurden soziodemographische Daten, allgemeiner Gesundheitszustand, Raucherstatuts, HIV-assoziierte Parameter und die Lebensqualität (WHOQOL-HIV-Bref) erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt 447 Personen (Durchschnittsalter = 45,5 Jahre) nahmen teil, und 221 wurden als „Raucher“ klassifiziert. Bei 102 Personen (46,2%) wurde eine Kurzintervention durchgeführt, in der sie über die Vorteile einer Raucherentwöhnung informiert wurden, und 63 (29,4%) nahmen am gesamten Raucherentwöhnungsprogramm (5 Sitzungen) zur teil. Zu Beginn der Studie wiesen RaucherInnen geringere Werte in körperlichen (M=16,1 vs. 15,3; p=0,009), psychischen (M=15,3 vs. 14,6; p=0,021), unabhängigkeits-bezogenen (16,1 vs. 15,2; p=0,003) und umwelt-bezogenen (16,5 vs. 16,0; p=0,036) Dimensionen der Lebensqualität auf. Acht Monate nach Studienbeginn hatten 27 TeilnehmerInnen (12,2%) mit dem Rauchen aufgehört; 12 (19,0%) davon hatten das Raucherentwöhnungsprogramm und 15 (14,7%) nur die Kurzintervention absolviert. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Lebensqualität von RaucherInnen und NichtraucherInnen zu Studienende.

Schlussfolgerung: Rauchen ist auch bei HIV positiven Personen mit geringerer Lebensqualität in den verschiedenen Dimensionen verbunden. Die Forschungsergebnisse zeigen keine signifikante Veränderung der Lebensqualität jener TeilnehmerInnen, die zu rauchen aufgehört oder ihr Rauchenverhalten reduziert haben im Vergleich zu NichtraucherInnen. Aufgrund von geringen Fallzahlen sind diesbezügliche Schlussfolgerungen nur mit Vorsicht möglich. Zudem gilt es zu beachten, dass mit HIV lebende Personen eine heterogene Population darstellen.