Gesundheitswesen 2016; 78 - A204
DOI: 10.1055/s-0036-1586713

Auswirkungen von Bewegungskonzepten in Kindertageseinrichtungen und elternbezogenen Verhaltensweisen auf die Gesundheitsressourcen von Kindern

E Sterdt 1, U Walter 2
  • 1Hochschule Magdeburg-Stendal, Stendal
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Das Vorschulalter ist eine kritische Periode für die Entwicklung eines gesundheitsrelevanten Lebensstils. Systematische Bewegungsförderung in der Kita kann die Freude der Kinder an Bewegung erhöhen und zu einer aktiven Alltagsgestaltung beitragen sowie das Auftreten von gesundheitlichen Risikofaktoren, wie ein Übermaß an sitzenden Tätigkeiten, reduzieren (Payr & Woll 2012).

Das Forschungsprojekt untersucht, inwieweit sich unterschiedliche Bedingungen, Strukturen und Verhaltensweisen in den Mikrosystemen Kita und Familie auf die Gesundheitsressourcen von Kindern im Vorschulalter auswirken. Die theoretische Grundlage der Studie bilden sozial-ökologische Modelle der Gesundheit (Sallis et al. 2006).

Anhand eines Mixed-Methods-Designs aus quantitativen und qualitativen Methoden werden die systematische Umsetzung von Bewegungskonzepten im Setting Kita sowie deren Effekte auf das kindliche Bewegungsverhalten, die Lebensqualität und das Sozialverhalten analysiert. Daneben werden Zusammenhänge zwischen dem Sozialisierungsverhalten der Eltern und der kindlichen Bewegung untersucht.

Die Befunde zeigen, dass die Mehrzahl der Kitas bewegungsfördernde Maßnahmen in hohen Umfang umsetzt, die systematische Implementierung dieser Aktivitäten in die pädagogische Praxis variiert jedoch deutlich. Die Unterschiede in der Umsetzung von Bewegungsprogrammen werden insbesondere auf die unterschiedlichen strukturellen Rahmenbedingungen der Kitas (Größe, Betreuungszeiten, Art des Trägers) zurückgeführt. Quantitativ können keine Unterschiede in den Gesundheitsressourcen der Kinder (n = 417) zwischen Kitas mit systematischem Bewegungskonzept und Kitas ohne Bewegungskonzept ermittelt werden. Die qualitativen Ergebnisse der Beobachtungsstudie lassen dagegen vermuten, dass unter bestimmten Bedingungen Kinder in Kitas mit systematischem Bewegungskonzept aktiver sind und stärker ausgeprägte Sozialkompetenzen aufweisen. Zudem lässt sich eine hohe strukturelle und inhaltliche Qualität der Bewegungsangebote feststellen. Ein enger Zusammenhang wird zwischen den elternbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen und der körperlichen Aktivität der Kinder ermittelt.

Die Resultate lassen die Annahme zu, dass das individuelle Bewegungsverhalten von Kindern entsprechend der theoretischen Konzeption sozial-ökologischer Modelle durch multi-dimensionale Kontextfaktoren in der Kita und Familie beeinflusst wird. Aus praktischer Perspektive wird empfohlen, dass Bewegungsförderung in der Kita einen integrativen Bestandteil der pädagogischen Gesamtkonzeption einer Einrichtung bildet und mit anderen Bildungs- und Gesundheitsthemen verknüpft wird.

Zur Sicherung der Nachhaltigkeit von bewegungsfördernden Maßnahmen sollten Netzwerke mit relevanten Kooperationspartnern (z.B. Schulen, Sportvereine) aufgebaut werden. Die Entscheidungsträger sind in der Verantwortung, angemessene Rahmenbedingungen zu schaffen und ausreichend materielle, finanzielle und personelle Ressourcen für die Verwirklichung einer systematischen Bewegungsförderung in Kitas bereitzustellen. Referenzen beim Verfasser.