Gesundheitswesen 2016; 78 - A185
DOI: 10.1055/s-0036-1586694

Assoziation der Personalausstattung mit der Qualität der Dekubitusversorgung

P Schneider 1, R Kraska 1, M Geraedts 1
  • 1Universität Witten/Herdecke, Witten

Einleitung: Viele internationale Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen der pflegerischen Personalausstattung und der Inzidenz von Dekubitus im Krankenhaus hin. Die meisten Studien stammen jedoch aus dem anglo-amerikanischen Raum, so dass die Ergebnisse kaum auf deutsche Verhältnisse übertragbar sind. Bereits 2006 wies das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen auf einen erheblichen Forschungsbedarf zu dem Thema im Zusammenhang zwischen Personalkapazität und Versorgungsqualität in Deutschland hin.

Ziel: Die vorliegende Studie untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der pflegerischen oder ärztlichen Personalausstattung und dem standardisierten Inzidenzverhältnis (SIV) von Dekubitus Grad I-IV und II-IV in Krankenhäusern gibt.

Methoden: Den querschnittlichen Analysen lagen die Qualitätsberichte nach §137 SGB V der Jahre 2010 und 2012 zugrunde. Die Berichte enthalten Angaben über Personalmengen und weitere Strukturmerkmale, sowie Qualitätsindikatoren, die das SIV von Dekubitus abbilden. Die Studienpopulation umfasste 710 Krankenhäuser und 716.281 Patientenfälle für das Jahr 2010 und 672 Krankenhäuser und 757.665 Fälle für das Jahr 2012. Die Assoziation zwischen Kennzahlen der Personalausstattung und den abhängigen Variablen wurde mittels multivariabler Regression untersucht, wobei der Einfluss weiterer Krankenhauscharakteristika kontrolliert wurde. Alle Analysen wurden auf Ebene des Krankenhauses durchgeführt.

Ergebnis: Die Anzahl an Pflegekräften und Ärzten pro 100 Betten zeigte keinen Zusammenhang mit den abhängigen Variablen. Der Anteil an Pflegekräften mit mindestens dreijähriger Ausbildung am Pflegepersonal zeigte jedoch eine signifikante negative Assoziation mit dem SIV von Dekubitus.

Diskussion: Eine Senkung des Anteils entsprechend qualifizierter Pflegekräfte um 10% entsprach statistisch einem 0,12 bis 0,15höherem SIV von Dekubitus, dem eine niedrigere Qualität der Dekubitusprävention zugrunde liegen könnte. Ob für das Fehlen eines Zusammenhanges zwischen pflegerischem Personalschlüssel und Dekubitusinzidenz die nur aggregiert auf der Krankenhausebene und nicht auf der Abteilungsebene verwertbaren Daten ursächlich sind und welche anderen Faktoren die Unterschiede erklären, muss in weiteren Forschungsarbeiten untersucht werden. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse auf beträchtliche regionale Unterschiede in der Dekubitusinzidenz hin.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie unterstützen die Forderung nach einer weitergehenden Untersuchung der Zusammenhänge zwischen der Personalkapazität und der Versorgungsqualität im Krankenhaus. Die Qualitätsberichte der Krankenhäuser könnten hierzu einen größeren Beitrag leisten, wenn die Datenqualität verbessert und der Umfang der berichteten Informationen im Bereich der Personalausstattung vergrößert würde.