Gesundheitswesen 2016; 78 - A154
DOI: 10.1055/s-0036-1586664

Kulturelle Kompetenz in der Pflege – Ein innovatives Fortbildungskonzept

C Dörge 1, S Lautenschläger 1
  • 1Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar), Saarbrücken

Hintergrund: Bedingt durch die zunehmende Globalisierung wird die Bevölkerung immer vielfältiger. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund auch zukünftig zunehmen wird, was eine steigende Nachfrage nach professionellen Pflegeleistungen wahrscheinlich werden lässt (Schopf, Naegele 2005; Brzoska, Razum 2011). Migranten unterscheiden sich jedoch im Vergleich zur autochthonen Bevölkerung, z.B. in Bezug auf Tabu- und Schamgrenzen oder Pflegeinterventionen (Tezcan-Güntekin, 2015. Gegenwärtig wird kultursensible Pflege in der Pflegeausbildung nur peripher mit unterschiedlicher Intensität und inhaltlicher Ausrichtung behandelt. Derzeit existiert national keine den Autoren bekannte Fortbildung zum Thema kulturelle Kompetenz in der Pflege, die theoretisch fundiert und evaluiert ist.

Zielsetzung: Das Ziel des Projektes bestand darin, ein Fortbildungscurriculum „Kulturelle Kompetenz in der Pflege“ zu entwickeln, das theoretisch fundiert ist.

Methoden: Die Entwicklung des Curriculums erfolgte in Orientierung an der Medical Research Council Guidance (Craig et al, 2008). Das Curriculum baut auf: (1) einer Literaturrecherche nach systematischen Reviews zur Wirksamkeit von bestehenden internationalen Fortbildungsprogrammen; (2) einer Literaturrecherche nach Theorien und Modellen kultureller Kompetenz sowie (3) einer prospektiven Evaluation auf.

Ergebnisse: Es wurde ein Curriculum bestehend aus 6 inhaltlich aufeinander aufbauenden Modulen für Pflegekräfte konzipiert: (1) Einführung: Kultur, Religion und kulturelles Bewusstsein; (2) Soziale Ungleichheit und Gesundheit; (3) Kulturelles Wissen und Modelle kultureller Kompetenz; (4) Transkulturelle Kommunikation und Netzwerkarbeit; (5) Assessment, klinische Entscheidungsfindung und Patientenorientierung; (6) Kulturelle Begegnung. Insgesamt umfassen die Module 5 Fortbildungstage mit 40 Stunden. Die didaktische Umsetzung der Veranstaltungen gründet auf der konstruktivistischen Didaktik, wobei die Lehrperson aktiviert, Impulse setzt und Lernprozesse ermöglicht, die eine selbständige Wissenserschließung ermöglichen. Methodisch kann dies beispielsweise durch Rollspiele, Simulationen, Diskussionen, Perspektivwechsel, Planspiele, u.a. Methoden erreicht werden.

Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Das Curriculum leistet einen Beitrag zur transkulturellen Kommunikation, dient der qualitätsgerechten Versorgung von Minoritäten, ist theoretisch fundiert und baut auf einer aktuell durchgeführten prospektiven Evaluation und Bedarfsanalyse auf. Es soll nicht als statisch betrachtet werden, sondern es steht gesellschaftlichen Veränderungen, Änderungen der Rahmenbedingungen oder Innovationen in Methodik und Didaktik offen gegenüber und wird an zukünftige Veränderungen angepasst. Es ist beabsichtigt, das Curriculum zunächst in einzelnen Einrichtungen zu implementieren und den Prozess der Implementierung sowie die Wirksamkeit der Fortbildung fortlaufend zu evaluieren. Referenzen beim Verfasser.