Gesundheitswesen 2016; 78 - A142
DOI: 10.1055/s-0036-1586652

Ergebnisqualität Gesundes Kinzigtal – quantifiziert durch Mortalitätskennzahlen

T Schulte 1, A Pimperl 2, A Fischer 1, B Dittmann 3, P Wendel 1, H Hildebrandt 1
  • 1OptiMedis AG, Hamburg
  • 2University of California, Berkeley, School of Public Health – Health Policy and Management, Berkeley, CA, United States, Berkeley
  • 3Optimedis AG, Hamburg

Zielsetzung: Der Vertrag zur populationsorientierten Integrierten Versorgung (IV) „Gesundes Kinzigtal“ wurde im Jahr 2006 zwischen der AOK Baden-Württemberg sowie ein Jahr später mit der LKK Baden-Württemberg und der Gesundes Kinzigtal GmbH (GK) für inzwischen ca. 33.000 Versicherte geschlossen. Diese Studie legt den Fokus auf die Outcome-Qualität der Versorgung, soweit sie über Routinedaten der Krankenkassen mittels Mortalitätskennzahlen gemessen werden kann.

Methodik: Um den Effekt der IV abzugrenzen, wird das Design einer quasi-experimentellen Kohortenstudie gewählt. Versicherte, die in die IV GK eingeschrieben sind, werden in einem vergleichenden Design Versicherten gegenübergestellt, die primär bei nicht-teilnehmenden Hausärzten in Behandlung sind. Konfundierungseffekte sollen über ein Propensity Score-Matching (PSM) eliminiert werden. Als Indikatoren für die Evaluation von Ergebnisqualität in der IV werden die Mortalitätsrate, Überlebenszeiten sowie eine modifizierte „Years of potential life lost and won“ Kennzahl herangezogen, die auch gewonnene Lebensjahre berücksichtigt. Betrachtet werden die Ergebnisse von Versicherten, welche in den Jahren 2006 bis 2009 in die IV eingeschrieben wurden.

Ergebnisse: Bezüglich der Outcome-Variablen lassen sich für die Untersuchungsgruppe bei allen Mortalitätskennzahlen positive Tendenzen erkennen. Insgesamt versterben in den vier Folgejahren nach Einschreibung 33 Versicherte weniger in der Untersuchungsgruppe als in der Kontrollgruppe (IV:3,8% vs. Nicht-IV:4,4%; Chi-Quadrat: 0,111). Zusätzlich zeigen sich auch signifikant längere Überlebenszeiten (Kaplan-Meier-Kurven) in diesem Zeitraum bei der Untersuchungsgruppe (IV: 1.430,1vs. Nicht-IV: 1.420,7; [Log-Rank ]: 0,030*). Auch bei dem YPLLW-Indikator zeigen sich positive Ergebnisse. Insgesamt ergeben sich in Summe über den Betrachtungszeitraum von vier Jahren signifikant weniger verlorene Lebensjahre in der Untersuchungsgruppe (IV: 2005,79 vs. Nicht-IV: 2.641,38 verlorene Lebensjahre; T-Test Sig. p < 0,05*).

Diskussion: Mögliche Verzerrungen wie eine Selbstselektion gesundheitsbewussterer Kranker zur Teilnahme an der IV können nicht konkret abgeschätzt werden. Es wird diskutiert, inwieweit die hier genutzten Indikatoren geeignet sind, die Zieldimension Ergebnisqualität adäquat zu repräsentieren. Die Autoren wagen insgesamt die Annahme, dass positive wie negative Verzerrungen auf die Studienergebnisse sich im Ergebnis ausgleichen könnten bzw. eher sogar eine Unterschätzung der Effekte auf die Mortalität anzunehmen ist – insbesondere aufgrund des kurzfristigen Betrachtungszeitraumes sowie der Vergleichsgruppe, die auch indirekt von den Maßnahmen der IV GK profitiert. Bestätigt wird diese Annahme durch positive Tendenzen, die externe wissenschaftliche Evaluationen zu GK aufzeigen.