Gesundheitswesen 2016; 78 - A128
DOI: 10.1055/s-0036-1586638

Where there's a will there is a way! Einstellungen und Wahrnehmungen zum interprofessionellen Lernen und Zusammenarbeiten von Studierenden mit Berufserfahrung in einem Gesundheitsberuf

L Cording 1, A Boettcher 1, KM Käuper 1, S Busch 1
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg

Hintergrund: Studien zeigen positive Effekte berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe auf Leistungsempfänger und -erbringer (Körner et al. 2015; Dilcher & Hammerschlag 2013), wobei interprofessionelles Lernen Voraussetzung ist (Reeves et al. 2013). Dem Rechnung tragend bietet die HAW Hamburg seit WS 2015/16 für Gesundheitsberufe einen interprofessionellen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang an.

Ziel der Fragestellung: Die wissenschaftliche Begleitung des Studiengangs fokussiert die Forschungslücke zu selbsteingeschätzten Einstellungen und Wahrnehmungen von interprofessionell Studierenden mit Berufserfahrung über den Studienverlauf zu berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit, Interaktion und zum Lernen.

Methode: Zu Studienbeginn (September 2015) fand eine schriftliche Baseline-Befragung (T0) von N = 52 Studierenden anhand des validen Fragebogens 'UWE-IP-D'© (Pollard 2004,2006; dt. Übersetzung Heidelberg 2014) statt. Die Sub-Skalen „interprofessionelles Lernen“, „interprofessionelle Interaktion“ (beide 9 Items) (Wertebereich 9 – 22 = positiv, 23 – 31 = neutral, 32 – 45 = negativ) und „interprofessionelle Beziehungen“ (8 Items) (Wertebereich 8 – 20 = positiv, 21 – 27 = neutral, 28 – 40 = negativ) ermitteln anhand einer 5er-Likert-Skale (1 = stimmte voll zu bis 5 = stimme überhaupt nicht zu) die Selbsteinschätzung seitens der Studierenden. Im Rahmen einer longitudinalen Evaluation wird pro Semester befragt (T1 im April 2016).

Ergebnisse: Die Studierenden zeigen zu Studienbeginn eine positive Einstellung gegenüber interprofessionellen Lernens (MW 17,1, SD 4,3) sowie (inter-)professionellen Beziehungen (MW 17,2, SD 3,3). Berufsgruppenübergreifende Interaktion wird neutral (MW 24,8, SD 4) eingeschätzt. Statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen Alter und Geschlecht liegen bei T0 nicht vor.

Diskussion: Die Befragten haben sich bewusst für einen berufsgruppenübergreifenden Studiengang entschieden, sodass eine positive Einstellung zum interprofessionellen Lernen per se zu erwarten ist. Ob sich die Einstellung zum interprofessionellen Lernen über die Studiendauer verändert, wie in der Literatur beschrieben, wird im Rahmen des Längsschnittansatzes zu beantworten sein. Die neutrale Bewertung der berufsgruppenübergreifenden Interaktion, kongruent mit der Literatur, könnten Hinweise auf berufsgruppenimmanente Vorbehalte zu angrenzenden Berufsgruppen geben.

Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Interprofessionelle Studiengänge als Voraussetzung gelingender berufsgruppenübergreifender Kooperation werden vielerorts gefordert. Ungeklärt sind die Fragen nach dem Einfluss eines interprofessionellen Curriculums auf die Einstellung und Wahrnehmung der Studierenden über den Studienverlauf zu berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit, Lernens und Interaktion. Die vorliegende Studie widmet sich dieser Forschungslücke und liefert erste Ergebnisse. Referenzen beim Verfasser.