Gesundheitswesen 2016; 78 - A104
DOI: 10.1055/s-0036-1586614

Zahnstatus von Kindern nach sozialer Lage und Herkunft – Verlinkung der Ergebnisse von schulärztlichen und zahnärztlichen Untersuchungen im Bezirk Berlin Mitte

J Butler 1
  • 1Bezirksamt Mitte von Berlin, Berlin

Hintergrund: Probleme der Mundgesundheit treten in der Bevölkerung nicht gleichmäßig auf. In mehreren Untersuchungen wurde aufgezeigt, dass die soziale Lage sowie ein möglicher Migrations-hintergrund von Kindern mit einer höheren Prävalenz von Karies korrelieren. In der einschlägigen Literatur ist es jedoch meist nicht möglich gewesen, zwischen den Auswirkungen der einzelnen Faktoren „soziale Lage“ und „Migrationshintergrund“ zu differenzieren. Im Bezirk Mitte von Berlin erhält man seit mehreren Jahren präventionsrelevante Informationen für die Arbeit im zahnärztlichen Bereich durch die Zusammenführung zweier Datenquellen im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung.

Methoden: Durch die Verknüpfung der Daten der Schuleingangsuntersuchung mit den zahnärztlichen Daten der gleichen Kinder konnten zahnärztliche Parameter der Kinder – wie die Anzahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne (dmf/t-Wert) sowie der Kariesrisikostatus -zusammen mit den Angaben aus der Schuleingangsuntersuchung – u.a. ihre ethnische Herkunft, die soziale Lage der Familie, ihr Fernsehkonsum und der Besuch einer vorschulischen Einrichtung – analysiert werden.

Ergebnisse: Aus der Analyse der zusammengeführten Daten von inzwischen ca. 17.500 Kindern zeigte sich eine starke Korrelationen zwischen der Zugehörigkeit zur unteren sozialen Schicht und zu bestimmten Herkunftsgruppen (türkisch, arabisch, osteuropäisch) und der Prävalenz von Karies. Wenn jedoch ausschließlich die Kinder aus der unteren sozialen Schicht betrachtet werden, zeigten sich in erster Linie bei den Kindern osteuropäischer und arabischer Herkunft wesentlich höhere dmf/t-Werte. Insbesondere der längere Besuch einer vorschulischen Einrichtung erwies sich als förderlich für die Zahngesundheit.

Schlussfolgerungen: Die Einbeziehung von Informationen aus der Schuleingangsuntersuchung in die Analyse der zahnärztlichen Befunde gibt neue Ansätze für die Prävention. Die Differenzierung nach Migrationshintergrund und sozialer Schicht zeigte auf, dass es über die soziale Lage hinaus offenbar kulturelle Einflussfaktoren auf die Mundgesundheit von Kindern gibt. Die Korrelation zwischen dem vorschulischen Einrichtungsbesuch und dem Vorhandensein von naturgesunden Zähnen – auch bei Kindern aus der unteren sozialen Schicht – zeigt die Wichtigkeit dieser Einrichtung, sowohl als Gelegenheit für Individualprävention (periodische Reihenuntersuchungen, Schulung der Mundhygiene) als auch als Setting für Primärprävention (wie gesunde Ernährung).