Gesundheitswesen 2016; 78 - A93
DOI: 10.1055/s-0036-1586603

Trends im Gesundheitsverhalten – Welchen Beitrag leisten die Daten des RKI zum Monitoring von Gesundheitszielen und Aktionsplänen?

C Lange 1, A Schienkiewitz 1, S Jordan 1, A Starker 1, J Finger 1, G Mensink 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Fehlernährung, mangelnde Bewegung, Adipositas, Rauchen und gesundheitsriskanter Alkoholkonsum zählen zu den wichtigsten Einflussfaktoren für chronische Krankheiten. Mit dem im Jahr 2000 bundesweit gestarteten Gesundheitszieleprozess wurde der Public-Health-Relevanz dieser Einflussfaktoren Rechnung getragen, und Ziele zur Reduktion des Tabak- und Alkoholkonsums formuliert. In den auf Lebensphasen bezogenen Gesundheitszielen „Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung“ und „Gesund älter werden“ werden die Stärkung körperlicher Aktivität sowie eine ausgewogene Ernährung adressiert. Der Nationale Aktionsplan "IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" verfolgt das Ziel, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten bis zum Jahr 2020 nachhaltig zu verbessern.

Methoden: Das Robert Koch-Institut (RKI) führt seit mehr als 30 Jahren Gesundheitsbefragungs- und Untersuchungssurveys durch. Mit den Daten der Gesundheitssurveys Ost/West 1991, Bundes-Gesundheitssurveys 1998 und DEGS 1 (2008 – 2011) können Entwicklungen im Gesundheitsverhalten seit der deutschen Einheit auf der Basis von Untersuchungs- und Befragungsergebnissen verfolgt werden. Die Ergebnisse der seit 2003 durchgeführten telefonischen Gesundheitsbefragungen (GSTel03, GEDA) erlauben aufgrund ihrer Stichprobengröße differenzierte Analysen nach Alters- und Sozialstatusgruppen sowie Regionen. Für Trendanalysen wurden die Surveys altersstandardisiert.

Ergebnisse: Zwischen 1991 und 2012 sank die Raucherquote bei 25- bis 69-jährigen Männern um rund 4 Prozentpunkte, bei Frauen stieg sie bis 2003 um 5 Prozentpunkte. Seitdem sinkt die Raucherquote bei Frauen, liegt aber noch über dem Ausgangswert von 1991. Am stärksten reduzierten sich seit 2003 die Raucherprävalenzen in den Altersgruppen 18 bis 29 Jahre und 30 bis 44 Jahre (Frauen und Männer). In den Altersgruppen ab 45 Jahren zeigen sich keine Prävalenzveränderungen, bei Frauen ab 65 Jahren ist sogar ein Anstieg zu beobachten. Der Anteil sportlich Inaktiver ist zwischen 1991 und 2008 – 2011 bei 25- bis 69-jährigen Frauen um 18 Prozentpunkte, bei Männern um 8 Prozentpunkte gesunken. Der Anteil Adipöser stieg im gleichen Zeitraum bei Frauen um 2 Prozentpunkte, bei Männern um 6 Prozentpunkte.

Diskussion und Fazit: Die Daten der RKI-Surveys sind wesentliche Grundlage für ein bevölkerungsweites Monitoring von Gesundheitszielen und Aktionsplänen und werden auch entsprechend genutzt. Eine Analyse der Entwicklung seit 1991 zeigt, dass in einigen Bereichen große Fortschritte erzielt wurden, in anderen Bereichen aber noch weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Anteil der Personen mit gesundem Lebensstil zu erhöhen.