Gesundheitswesen 2016; 78 - A85
DOI: 10.1055/s-0036-1586595

Nachhaltige StadtGesundheit – Zwischenbilanz eines Förderprogramms und Perspektiven

R Fehr 1, S Baumgart 2, C Hornberg 1, J Knieling 3, W Schlicht 4, U Schneidewind 5, S Zerbe 6
  • 1Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • 2Fakultät Raumplanung, Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung, TU Dortmund, Dortmund
  • 3Stadtplanung und Regionalentwicklung, HafenCity University, Hamburg
  • 4Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Stuttgart, Stuttgart
  • 5Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie, Wuppertal
  • 6Faculty of Science and Technology, Free University of Bozen-Bolzano, Bozen-Bolzano

Hintergrund: Das von der Berg-Stiftung geförderte Programm „Stadt der Zukunft – Gesunde, nachhaltige Metropolen“ verknüpft die beiden Leitkonzepte der nachhaltigen Gesundheitsförderung und der nachhaltigen Entwicklung am Beispiel urbaner Räume und entwickelt an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft neue Strategien und Konzepte.

Beitragsziel ist es, bisherige Ergebnisse zu bilanzieren und Folgerungen zur Stärkung nachhaltiger StadtGesundheit in Deutschland zu ziehen.

Methodik: des Forschungsprogramms: Förderung interdisziplinärer Juniorforschungsgruppen (i.S. von Garduiertenkollegs), mit Betreuung durch das jeweils antragstellende Konsortium; Fachtagungsserie; Begleitung durch Programmbeirat aus Gesundheit, Ökologie, Ökonomie und räumlicher Planung; Zusatzprojekt zum disziplinären und sektoralen „Brückenbau“ (mit Recherchen, Interviews, Synopsierung). Zum Sachstand: Schwerpunkt der Ausschreibung 2016 ist die Verbindung zur Ökologie. Die fünfte Fachtagung erfolgt im Juni 2016.

Zusätzlich zu den Resultaten der Dissertationsprojekte und Forschungsgruppen zeichnen sich folgende Ergebnisse ab: Wie u.a. die Resonanz auf die Ausschreibungen für die Juniorforschungsgruppen, die Tagungen, Informationsangebote inkl. Website (www.stadt-und-gesundheit.de) und die Aufnahme des Stichwortes in die BZgA-Leitbegriffe zeigen, wird „Urban health“ auch in Deutschland zunehmend akzeptiert. Besonders positiv ist die Rezeption in Teilen der Planungs- und Raumwissenschaft und -praxis. Einer Fallstudie zufolge scheint die Integration des Themenspektrums gesundheitlicher Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung bis hin zu „Health in all Policies“ auf städtischer Ebene zu gelingen. Bisher schwierig bleibt der Brückenschlag zu urbaner und regionaler Nachhaltigkeit; die Nachfolge der ehemals energievollen (Lokalen) Agenda 21 haben vielfältige Aktivitäten z.B. in Schulen, Stadtteilzentren, zivilgesellschaftlichen Vereinigungen und Umweltgruppen angetreten, die aber unterschiedlichen Konzepten und Terminologien folgen (Transformationen, Transitionen, Anthropozän...) und nur langsam zu einander finden. Das Thema Gesundheit wird dort bisher selten eingefordert. International kommt nachhaltige StadtGesundheit vor allem dort voran, wo Probleme besonders akut sind und genügend starke Institutionen kontinuierlich am Thema arbeiten (z.B. in USA, UK, China).

Diskussion: Vielleicht befördert durch aktuelle global-lokale Erfahrungen findet das Konzept nachhaltiger StadtGesundheit positive Resonanz u.a. im Gesundheits- und im Stadt- und Raumplanungssektor. Ein weiter zu entwickendes Instrumentarium, Beispiele guter Praxis, ausgebaute Website und avisierte Publikationsreihe sind hilfreich, garantieren jedoch nicht die Umsetzung z.B. in der Praxis der Stadtentwicklung und des Städtebaus. Zur Verstetigung der Bemühungen um nachhaltige StadtGesundheit sollte sich deshalb ein institutioneller Ankerpunkt herausbilden, der u.a. transdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsansätzen folgt. Referenzen beim Verfasser.