Gesundheitswesen 2016; 78 - A76
DOI: 10.1055/s-0036-1586586

Körperliche und psychische Dimensionen der Gesundheit, Lebenssituation und Versorgungsbedarfe von älteren Drogenabhängigen

U Kuhn 1, T Hoff 1
  • 1Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule NRW, Köln

Einleitung/Hintergrund: Die verbesserte medizinische Versorgung und der Ausbau schadensminimierender (Hilfs-)Angebote des Drogenhilfesystems haben dazu geführt, dass ältere Opiatabhängige heute immer älter werden (Eisenbach-Stangl & Spirig 2010). Dennoch sind die Folgen des Langzeitkonsums oftmals unübersehbar. Ältere KonsumentInnen illegaler Drogen weisen häufig einen problematischen Gesundheitszustand auf, leiden neben Infektionen wie Hepatitis an diversen somatischen Krankheiten und an psychischen Störungen. Zudem sind sie oftmals von sozialer Ausgrenzung und Vereinsamung betroffen.

Ziel der Fragestellung: Ziel war die Untersuchung verschiedener Dimensionen körperlicher und psychischer Gesundheit von älteren Drogenabhängigen (45+) sowie eine Analyse des aktuellen Versorgungsbedarfes der Zielgruppe.

Studiendesign/Methoden: In den drei beteiligten Regionen Köln/Düsseldorf, Koblenz und Frankfurt wurde den InterviewpartnerInnen ein Fragebogen mit überwiegend standardisierten Testverfahren (Zeitraum: März bis Dezember 2015) vorgelegt. Für die Erfassung der subjektiven Gesundheit kam dabei der SF-36, der Symptomlast der BSI sowie des Pflegebedarfs der Barthel-Index zum Einsatz.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 132 Interviews durchgeführt (Durchschnittsalter: 52,3 Jahre, SD: 4,9). Bei der Auswertung des SF-36 zeigt sich, dass die Personen insgesamt betrachtet auf allen Skalen sowohl eine physisch als auch psychisch reduziertere Lebensqualität im Vergleich zur Normstichprobe aufweisen. Besonders schlechte Punktmittelwerte ergeben sich für die Skalen körperliche Rollenfunktion 43,75 (SD: 42,73), für die allgemeine Gesundheitswahrnehmung 41,89 (SD: 21,15) sowie für die psychische Summenskala 40,45 (SD: 14,13). Die Auswertung des BSI zeigt, dass ein großer Teil der Befragten (56,1%) zudem auffällig psychisch belastet ist. Einschränkungen/punktuelle Pflegebedürftigkeit (Barthel Index) weisen 16,7% der Befragten auf. Bei Betrachtung der Lebenssituation zeigt sich, dass der größte Anteil unzufrieden ist, was die finanzielle Situation anbelangt. Als wichtige Bereiche für gewünschte Veränderungen wurden die Behandlung gesundheitlicher Probleme, Freizeitaktivitäten und der Aufbau sozialer Kontakte benannt.

Diskussion/Fazit: Durch den aufgezeigten problematischen Gesundheitszustand stellt sich in erster Linie die Frage, wie eine angemessene Versorgung älterer Drogenabhängiger gelingen kann. Es werden zukünftig entsprechende Behandlungs- und Unterstützungsangebote notwendig sein (Ebert & Sturm 2006).

Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Dabei spielt eine koordinierte Zusammenarbeit von Diensten des Sozial- und Gesundheitswesens, ebenso eine wichtige Rolle wie der Aus- und Aufbau geeigneter Beschäftigungsangebote/Freizeitmöglichkeiten. Ein weiteres wichtiges Thema stellt die Unterbringung von Drogenkonsumierenden dar, die einer stationären Pflege bedürfen (Degwitz & Zurhold 2009). Referenzen beim Verfasser.