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DOI: 10.1055/s-0036-1586582
Rekrutierung türkischstämmiger Seniorinnen und Senioren für eine Befragung und Untersuchung zur körperlichen Aktivität im Alter
Hintergrund: Im Rahmen des Präventionsprojektes AEQUIPA – OUTDOOR ACTIVE zur Bewegungsförderung im Alter wurde die 65 – 75-jährige Bevölkerung eines großen industriell geprägten Stadtteils in Bremen zu einer schriftlichen Befragung und einem Fitnesstest eingeladen. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund insgesamt beträgt in diesem Stadtteil 31%. Die türkischsprachige Bevölkerung bildet mit 9% der Wohnbevölkerung dabei die größte Gruppe der Migrantinnen und Migranten. Daher wurden der 34-seitige Fragebogen und alle anderen Studienmaterialien ins Türkische übersetzt.
Methoden: Innerhalb der Bruttostichprobe der 65 – 75-jährigen Bevölkerung des Stadtteils (N = 4332) wurden 295 (6,8%) potenziell türkischsprachige Personen anhand ihres Vor- und Familiennamens identifiziert. Die Kontaktaufnahme erfolgte zunächst schriftlich, danach telefonisch und durch persönlichen Hausbesuch eines türkischsprachigen Mitarbeiters. Eine Telefonhotline für türkischsprachige Rückfragen wurde eingerichtet. Zusätzlich wurden alternative Erhebungspfade mithilfe von Multiplikatoren (z.B. Moschee) erprobt.
Ergebnisse: Die Spontanresponse unter der schriftlich kontaktierten türkischen Bevölkerung war mit 1% (n = 3) extrem gering. Während der Anteil der recherchierten Telefonnummern in der Bruttostichprobe bei etwa 75% lag, betrug er in der ausgewählten türkischsprachigen Bevölkerung nur 36% (n = 107). Ein großer Teil derjenigen, die bisher erreicht wurden, verweigerte die Studienteilnahme (n = 56 von 126 Erreichten, 44%). Viele der Kontaktierten waren kürzlich verzogen oder lebten den überwiegenden Teil des Jahres in der Türkei (n = 56, 19%). Weitere 3% (n = 10) waren verstorben oder gesundheitlich nicht in der Lage, an der Studie teilzunehmen.
Durch ausdauernde persönliche Kontaktpflege in einer Moschee konnte zwar nicht der Anteil ausgefüllter Fragebögen erhöht werden, diese führte aber zu zusätzlichen Anmeldungen für den angebotenen Fitnesstest. Einzelne positive Erfahrungen mit dem Fitnesstest wirkten dabei als Türöffner. Einige der Kontaktierten zeigten außerdem die Bereitschaft, sich anstelle der schriftlichen Befragung an einer Fokusgruppe zu beteiligen.
Diskussion: Klassische Erhebungsmethoden, die in der gesamten Studienpopulation zu einer Beteiligung von knapp 20% führten (vorläufige Daten), funktionierten bei der türkischsprachigen Bevölkerung nicht. Besonders gering war die Beteiligung bei der schriftlichen Befragung. Die vermutlich vielfältigen Gründe hierfür werden im Rahmen der Präsentation diskutiert.
Schlussfolgerung: Die Rekrutierung türkischsprachiger Seniorinnen und Senioren für wissenschaftliche Studien erfordert alternative Erhebungsmethoden. Dabei ist der persönliche Kontakt zu bestehenden Gruppen entscheidend für den Rekrutierungserfolg.