Hintergrund: Verschleißprobleme an den großen Körpergelenken sind die häufigste Behinderungsursache bei älteren Menschen und gehen für die Betroffenen mit erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität einher [1]. Der Rückgewinn von Funktionsfähigkeit und Teilhabe ist ein wesentliches Ziel der Gelenkersatzoperation. Dazu gehört auch die (Wieder)Aufnahme und Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität [2]. Allerdings stellt gerade diese Verhaltensänderung eine besondere rehabilitative Herausforderung dar. Die Studie evaluiert eine am sozialkognitiven Prozessmodell [3] des Gesundheitsverhaltens ausgerichtete Rehabilitationsstrategie zur Verbesserung der körperlichen Aktivität nach einem Knie- oder Hüftgelenkersatz.
Ziel: Ziel der Studie ist es, mittels individualisierter Rehabilitationsstrategie bessere Ergebnisse hinsichtlich körperlicher Aktivität und Funktionsfähigkeit zu erreichen.
Methoden: Es handelt sich um eine kontrollierte Interventionsstudie mit drei Messzeitpunkten: t0 = retrospektive Befragung in der Rehabilitationsklinik; t1 = ein Monat nach Rehabilitation, t2 = neun Monate nach Rehabilitation).
Erhebungsinstrumente: WOMAC (physische Funktionseinschränkungen; Subskalen Schmerz, Funktion); Godin Leisure Time Exercise Questionnaire (körperliche Aktivität in Minuten pro Woche).
Intervention: allgemeine Informationsveranstaltung, individuelles Beratungsgespräch einschließlich aktivitätsbezogener Handlungsplanung durch physiotherapeutische Fachkraft, Erinnerungstelefonat.
Statistische Analysen: T-Tests, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung.
Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst 298 Rehabilitand_innen mit einem Durchschnittsalter von 72,0 Jahren (Frauen: 57,7%; Indikation Hüfte: 52,7%; durchschnittlicher Rehabilitationsaufenthalt: 20,2 Tage). Sowohl Kontroll- (KG, n = 150) als auch Interventionsgruppe (IG, n = 148) weisen von t0 zu t2 bessere Ergebnisse in den Skalen Schmerz (KG: t0 = 52,8; t2 = 16,8; p < 0,001; IG: t0 = 56,6; t2 = 15,4; p < 0,001) und Funktion (KG: t0 = 53,8; t2 = 25,9; IG: t0 = 59,0; t2 = 19,0; p < 0,001) auf, wobei der Unterschied zwischen IG und KG im Bereich Funktion zu t2 zusätzlich signifikant ist (p < 0,05). Bezüglich der körperlichen Aktivität zeigt nur die IG eine signifikante Verbesserung von t0 zu t2 (KG: t0 = 135,8; t2 = 140,5; p = 0,55; IG: t0 = 125,1; t2 = 179,0; p < 0,05). Der Unterschied zwischen KG und IG ist zu t2 ebenfalls signifikant (p < 0,05).
Diskussion: Die Verbesserungen in den Skalen Schmerz und Funktion in Interventions- und Kontrollgruppe dürften zunächst auf die Gelenkersatzoperation zurückzuführen sein. Allerdings scheint die Funktionsfähigkeit in der Interventionsgruppe zusätzlich von der gesteigerten körperlich-sportlichen Aktivität zu profitieren. Durch die individualisierte Rehabilitationsstrategie konnte die körperliche Aktivität im Vergleich zur Kontrollgruppe gesteigert und auch neun Monate nach der Rehabilitation aufrechterhalten werden.
Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Eine individualisierte Handlungsplanung zur (Wieder-)Aufnahme körperlich-sportlicher Aktivität sollte Bestandteil der Rehabilitation sein. Referenzen beim Verfasser.