Zentralbl Chir 2016; 141 - A79
DOI: 10.1055/s-0036-1586344

Die ventrale Versorgung der „Unhappy Triad“ der oberen HWS des geriatrischen Patienten

JS Jarvers 1, U Spiegl 1, S Glasmacher 1, C Heyde 1, C Josten 1
  • 1Universitätsklinik Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Deutschland

Einleitung: Densfrakturen vom Typ Anderson II stellen häufige Sturz assoziierte Verletzungen des alten Patienten dar. Die ventrale Stabilisierung ist eine akzeptierte Versorgungsstrategie. Ungeklärt ist die optimale Stabilisierung von Kombinationsverletzungen bestehend aus Densfraktur Typ Anderson II, Atlasfraktur und begleitender atlantoaxialer Arthrose („unhappy triad“ der oberen HWS) in geriatrischen Patienten. Ziel dieser Arbeit war es, die 1-Jahres-Ergebnisse nach „unhappy triad” der oberen HWS des geriatrischen Patienten zu untersuchen und mit den 1-Jahresergebnissen nach ventralem Vorgehen bei isolierter Densfraktur des geriatrischen Patienten zu vergleichen.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine retrospektive Studie mit einem 1-Jahres Follow-up an einem Level I Traumazentrum. In den Jahren 2008 bis 2013 wurden alle geriatrischen Patienten (Alter ≥65 Jahre) nachkontrolliert, die sich eine frischen Densfraktur Typ Anderson II zuzogen und welche von ventral mittels Densverschraubung versorgt wurden. Die Patienten, die in der posttraumatischen Computertomografie (CT) eine zusätzliche Fraktur des Atlas aufwiesen, bildeten das Patientenkollektiv. Alle Patienten wurden operativ mittels Densverschraubung in Kombination mit beidseitiger transartikulärer atlantoaxialer Verschraubung (TAV) stabilisiert. Nach mindestens einem Jahr wurde die 1-Jahres-Mortalität, die Komplikationsrate (Revisionsoperationen, verlängerter Krankenhausaufenthalt, Bluttransfusionen, Pseudarthrosenrate) die Schmerzsituation mittels visuellen analog Score (VAS)(0: kein Schmerz; 10: maximaler Schmerz) und die Patientenzufriedenheit mittels VAS (0: absolut unzufrieden; 10: maximal zufrieden) untersucht und mit den Patienten, die eine isolierte Densfraktur aufwiesen verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 23 Patienten die Einschlusskriterien. Das Durchschnittsalter betrug 84,6 Jahre (73 bis 94 Jahre). Alle Patienten wiesen eine relevante atlantoaxiale Arthrose auf. Die durchschnittliche Operationszeit betrug 62,8 Minuten. Keine Revisionsoperation war notwendig. 5 Patienten konnten nicht nachuntersucht werden (21,7%). Die 1-Jahresmortalität betrug 21,7% und war vergleichbar mit der 1-Jahres-Mortalität nach isolierter Densfraktur und anschließend ventraler Versorgung. Nach einem Jahr war eine knöcherne Durchbauung in allen nachuntersuchten Patienten sichtbar. Das durchschnittliche Schmerzniveau betrug 2,5 und war signifikant niedriger als in den Patienten mit isolierter Densfraktur (VAS: 3,5; p = 0,047). Die durchschnittliche Patientenzufriedenheit betrug 7,3.

Schlussfolgerung: Die Kombinationsverletzung bestehend aus Densfraktur und Atlasfraktur im alten Patienten geht mit einer relevanten atlantoaxialen Arthrose einher. Nach ventraler Stabilisierung mittels Densverschraubung und beidseitiger TAV traten vielversprechende 1-Jahresergebnisse auf. Die 1-Jahres-Mortalität war vergleichbar mit der 1-Jahres-Mortalität nach isolierter Densfraktur und ventralem Vorgehen. Eine ossäre Konsolidierung zeigte sich in allen Patienten. Die Schmerzsituation war gering, dabei signifikant niedriger als in der Patientengruppe nach isolierter Densfraktur.