Zentralbl Chir 2016; 141 - A78
DOI: 10.1055/s-0036-1586343

Freie Lappenplastiken. Eine sichere Problemlösung bei septisch-traumatologischen Weichteildefekten – auch bei älteren Menschen

J Przybyl 1, M Gresens 1, J Fakler 1, N von Dercks 1, S Langer 1, C Josten 1, N Spindler 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik f. Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Deutschland

Einleitung: Traumatologische und septische Weichteildefekte stellen eine große Herausforderung an das chirurgische Team dar. Aufgrund der OP-Dauer, der Komorbidität und der Gefäßversorgung ist besonders der ältere Patient gefährdet.

Ziel der Studie ist eine retrospektive Evaluation und Analyse von Sicherheit und Ergebnisse an unserer Klinik durchgeführten Rekonstruktionsverfahren durch freie Lappenplastik des älteren Patienten.

Methoden: Wir untersuchten retrospektiv im Zeitraum 01/2012 bis 01/2016 27 Patienten im Alter von über 70 Jahren, die eine freie Lappenplastik erhalten haben. Das mittlere Alter betrug 78 Jahre. Es wurden 12 (44%) männliche und 15 (56%) weibliche Patienten untersucht. Die Indikation war eine Deckung nicht heilender Defekte bei Trauma, Tumor oder infizierten Endoprothesen.

Ergebnisse: Vier Patienten (14,81%) wurden mittels Latissimus dorsi, elf Patienten (40,74%) mittels ALT-Lappen versorgt. TDAP Lappen wurde bei drei Patienten (11,11%) operiert. Zwei Patienten (7,4%) erhielten einen anderen Lappen. Bei zwei Patienten (7,4%) wurde nach Verlust einer lokalen Lappenplastik ein freier Lappen (Latissimus bzw ALT- Lappen) durchgeführt. Eine Patientin (3,7%) wurde mittels freien gestielten Fibulatransplantat versorgt. Im Rahmen der Versorgung mittels freier Lappenplastik kam es zu einem Todesfall (3,7%).

Bei sechs Patienten (22,22%) kam es zu einer Lappennekrose. Zwei Patienten (7,4%) erlitten eine Lappenthrombose. Ein Patient (3,7%) musste mittels Spalthaut bei einer Wundheilunsstörung des Lappens behandelt werden.

Schlussfolgerung: Die Auswertung der bisherigen 27 Patienten bestätigt, dass die freie Lappenplastik eine mögliche Versorgung von Weichteil- und Knochendefekten auch bei älteren Patienten darstellt. Insofern muss eine freie Lappenplastik bei der Versorgung älterer Patientinnen und Patienten über 70 Jahre als Therapieoption für die Defektdeckung, insbesondere an der unteren Extremität in Erwägung gezogen werden. Perioperative Management, Narkoseverfahren, blutungsfreies Operieren sowie eingeschultes Mikrochirurgisches Team sind die Grundvoraussetzung für den Erfolg mikrochirurgischer Transplantate in diesem Patientenkollektiv.