Zentralbl Chir 2016; 141 - A76
DOI: 10.1055/s-0036-1586341

Die zusätzliche U-Blade®-Implantation bei Gamma3-Nagel®-Osteosynthesen von pertrochantären Femurfrakturen führt zu einer Reduktion der Cutout-Rate

M Heinecke 1, G Hofmann 1, 2, T Mendel 1, 2
  • 1BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/S., Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Deutschland

Fragestellung: Pertrochantäre Femurfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen im höheren Lebensalter mit stetigem Anstieg der Fallzahlen. Vor allem im Hinblick auf die Zunahme der Osteoporose erfordert die operative Versorgung eine sichere Verankerung des Implantats im Femurkopf. Als eines der Standardimplantate hat sich der Gamma3-Nagel® etabliert. Für diesen intramedullären Kraftträger werden in der Literatur jedoch teils inakzeptable Cutout-Raten mit bis zu 15% beschrieben. In einer eigenen 10-Jahresanalyse von 906 Patienten, die mittels Gamma3-Nagel® stabilisiert wurden (Gruppe G), fand sich in 37 Fällen ein Cutout im Heilverlauf. Die zusätzliche Implantation der U-Blade® verspricht aufgrund des vergrößerten Knochen-Implantat-Interfaces und der damit einhergehenden Erhöhung der Rotationsstabilität einen biomechanischen Vorteil und lässt daher eine Verringerung der Cutout-Rate erwarten. Mit der vorliegenden Studie soll diese Hypothese überprüft werden.

Methodik: In einer retrospektiven Datenerhebung über einen 3-Jahres-Versorgungszeitraum wurden die mittels Gamma3-Nagel® und U-Blade® (Gruppe GU) versorgten pertrochantären Frakturen (AO 31-A1, -A2 und -A3) unter Berücksichtigung individueller Einflussfaktoren und eingriffsbezogener Variablen anhand der Patientenakten und Röntgenbilddokumentation nachuntersucht.

Ergebnisse: Die Gruppe GU beinhaltete insgesamt 182 Patienten. Hierunter fanden sich 131 Frauen und 51 Männer (ØAlter 84 ± 10 Jahre) mit 36 A1-, 118 A2- und 28 A3-Frakturen. In einem Beobachtungszeitraum von Ø15,2 ± 10,0 Monaten zeigten sich 2 Cutout's (1,1%). Dies steht gegenüber der Cutout-Rate von 4,1% in der Gruppe G (Fisher's exact test: 0,0487). In der Betrachtung der Gruppe GU betrug der Osteoporosegrad nach Singh Ø3,6 ± 0,8. Instabile A3-Frakturen fanden sich vor allem im osteoporotischen Knochen (Singh4), A1-Frakturen zeigten sich bei Patienten mit guter bis mäßiger Knochenqualität (Singh >4). Die Auswertung der Repositionsgüte nach Baumgaertner erbrachte keinen Unterschied bezüglich der Frakturtypen. Im Gruppenvergleich zeigte sich kein Einfluss der Frakturmorphe auf die Implantationsgüte bei einem durchschnittlichen Tip-Apex-Distance-Index von 20,7 ± 6,2 mm und einem Verhältnis von n = 25 mm bei A1: 26/10, A2: 93/22, A3: 20/6. Hinsichtlich Alter und Geschlecht besteht in den Gruppen G und GU eine homogene Verteilung.

Schlussfolgerung: Anhand der Studienergebnisse bestätigt sich die Hypothese, dass die zusätzliche U-Blade®-Implantation bei versorgten pertrochantären Frakturen mittels Gamma3-Nagel® die Cutout-Rate verringert. Abzuwarten bleiben längerfristige Resultate bei noch höheren Fallzahlen hinsichtlich des klaren biomechanischen Vorteils der U-Blade®. Dies ist vor allem im osteoporotischen Knochen des älteren Patienten wichtig, um eine belastungsstabile Osteosynthese zu erreichen.