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DOI: 10.1055/s-0036-1586331
Chirurgische Therapie von solitären Lebermetastasen kolorektaler Karzinome – erste Ergebnisse einer Untersuchung aus zwei mitteldeutschen Kliniken
Einleitung: Solitäre Lebermetastasen werden häufiger als multiple Metastasen dem Chirurgen zur kurativen Therapie vorgestellt. Anhand der Daten aus 2 mitteldeutschen chirurgischen Kliniken aus den letzten 20 Jahren stellten wir uns die Frage, welche Ergebnisse bei dieser Gruppe zu erreichen sind.
Material und Methoden: Die Untersuchung umfasst eine konsekutive Serie von 374 prospektiv dokumentierten Patienten, die zwischen 1994 und 2014 wegen einer solitären Lebermetastase eines kolorektalen Karzinoms kurativ (R0-Resektion) behandelt wurden und die Leberresektion mindestens 3 Monate überlebten. 90% der Patienten konnten bis Anfang 2016 bzw. bis zu ihrem Tod nachbeobachtet werden. Berechnet wurde das beobachtete Überleben (Zielkriterium: Tod jeder Ursache). Die mediane Nachbeobachtungszeit beträgt 44 Monate, die der Lebenden 86 (Streubreite: 8 – 264) Monate.
Ergebnisse: 207 Patienten wurden vor 2004 leberreseziert, 167 von 2004 – 2014. Das mediane Alter aller Patienten betrug 63 Jahre. Bei 220 Patienten (59%) traten Metastasen synchron mit dem Primärtumor auf, 154 metachron im Verlauf, davon 100 (24%) nach mehr als 2 Jahren. 218 Primärtumoren (58%) waren im Kolon, 156 im Rektum lokalisiert. Sie zeigten zu 81% eine pT-Kategorie 3/4, zu 60% regional Lymphknotenmetastasen (37% pN1, 23% pN2) und zu 17% Malignitätsgrad 3. 108 Lebermetastasen (29%) waren größer als 5 cm. Bei den Merkmalen Alter, pT/pN-Kategorie des Primärtumors, Metastasen-Durchmesser und tumorfreies Intervall zwischen Primärtumorbehandlung und Metastasen-Diagnose fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied in der Verteilung zwischen beiden Kliniken. Statistisch signifikant unterschiedlich waren die Häufigkeit lokaler Exzisionen (p < 0,001), der Anteil von synchroner Lebermetastasen (p = 0,008) und der Anteil von Tumoren Malignitätsgrad 3 (p = 0,023).
Alle genannten Merkmale wurden auf ihren Einfluss auf das beobachtete Überleben untersucht. Die 5-Jahres-Überlebensrate (ÜR) aller Patienten betrug 45 ± 3%, die mediane Überlebenszeit 50 Monate. Es bestand kein statistisch signifikanter Unterschied im Überleben zwischen den beiden Kliniken. Auch unterschieden sich die ÜR nicht in Abhängigkeit vom Operationsjahr. Eine statistisch signifikant schlechtere 5-Jahres-ÜR zeigten Patienten, die 70 Jahre oder älter waren (p = 0,007), einen Primärtumor der pN2-Kategorie (p = 0,019) oder Metastasen > 5 cm (p = 0,010) hatten. Alle anderen untersuchten Merkmale, insbesondere auch der Zeitpunkt der Lebermetastasierung, hatten keinen statistisch signifikanten Einfluss auf das beobachtete Überleben.
Schlussfolgerung: Patientenalter, multiple Lymphknotenmetastasen beim Primärtumor und der Metastasen-Durchmesser zeigten univariat einen statistisch signifikanten Einfluss auf das Langzeitüberleben. Weitere Detailanalysen sollen den Einfluss von extrahepatischem Tumor, chemotherapeutischer Vorbehandlung und unterschiedlichem Ausmaß der Leberresektion auf Überlebens- und Rezidiv-Raten klären.