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DOI: 10.1055/s-0036-1586304
Die sklerosierende Mesenteritis bei einer monströsen Narbenhernie und dem Zufallsbefund eines Gallenblasenkarzinoms – Zufall oder ätiologischer Zusammenhang
Die sklerosierende Mesenteritis ist eine seltene, nicht neoplastische, entzündliche Erkrankung, welche häufig das Dünndarmmesenterium betrifft, auch das Dickdarmmesenterium, die Pankreasregion, das Omentum majus oder Retroperitoneum können befallen sein. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind, seit der Erstbeschreibung 1924 durch Jura, weiterhin nicht genau geklärt. Die klinischen Symptome sind sehr variabel. Auch das Manifestationsalter unterliegt einer großen Spannbreite. Aufgrund der Seltenheit gibt es keine klaren Vorgaben bezüglich der Therapie.
Wir berichten über einer 63-Jährige Patientin mit einer monströsen abdominalen Narbenhernie nach einer Oberbauchquerlaparotomie vor 37 Jahren. Die Patientin stellte sich initial mit einem infizierten Weichteildefekt an der Bruchsackspitze in unserer Klinik vor. In der Abdomen-CT ließ sich eine chronisch fibrosierende Mesenteritis nachweisen. Der Bruchsack beinhaltete weitgehend das gesamte Dünndarmkonvolut und Teile des rechtsseitigen Kolonrahmens. Aufgrund des ausgeprägten Leidensdruck und der chronisch, stark sezernierenden Wunde am Abdomen strebten wir in Absprache mit der Patientin das Narbenhernienrepair an. Es konnten in einem primären Eingriff die Hemikolektomie rechts, Resektion großer Dickdarmmesoanteile, simultane Cholezystektomie bei Cholezystlithiasis und der vorläufige Nahtverschluss der Bauchwandfaszie durchgeführt werden. Der weitere Verlauf war durch zahlreiche Komplikationen gekennzeichnet. In Folge einer Anastomoseninsuffizienz und dadurch entstandenen Peritonitis waren mehrfache operative Revisionen und eine lange intensivmedizinische Betreuung notwendig. Die sklerosierende Mesenteritis konnte histologisch nachvollzogen werden. Als Zufallsbefund ergab sich ein Adenokarzinom der Gallenblase. Die onkologische Nachresektion wurde von der Patientin zum damaligen Zeitpunkt abgelehnt. Wir begannen zur Behandlung der Mesenteritis eine hochdosierte Prednisolontherapie. Nach einem langen Rehabilitationsverlauf befindet sich die Patientin weiterhin in unserer interdisziplinären Kontrolle. In der zuletzt durchgeführten CT-Abdomen ergaben sich keine Hinweise für einen Progress der sklerosierenden Mesenteritis. Es wurden jedoch metastasensuspekte Herde in der Leber nachgewiesen.
Mit dem Case Report wollen wir auf ein seltenes gastroenterologisch-viszeralchirurgisches Krankheitsbild im Rahmen eines komplexen Krankheitsverlaufes aufmerksam machen und ätiologische Gesichtspunkte, Diagnosekriterien und Therapieansätze diskutieren.