Zentralbl Chir 2016; 141 - A8
DOI: 10.1055/s-0036-1586273

Klinisch-pharmakologisches Counseling („Drug Interaction Stewardship“ – DIS) als Teil des interdisziplinären perioperativen Patientenmanagements

U Lodes 1, U Tröger 2, D Jacob 1, F Meyer 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
  • 2Institut für Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland

DIS bedeutet klinisch-pharmakologisches Counseling in Anlehnung an die guten Erfahrungen mit dem „Antibiotic Stewardship“ (ABS) beim multimodalen Patientenmanagement.

Ziel war es, ein interdisziplinäres Vorgehen im klinischen Alltag zur Optimierung der Vielfachmedikation von Patienten vor indizierten Operationen oder Interventionen, im peri- und postoperativen Setting plus Intensivtherapie darzustellen.

Methode: Poster-basierte Konzeptpräsentation, basierend auf klinischer Praxis und selektiven Referenzen der Literatur.

Ergebnisse: DIS (geschützter Begriff) beinhaltet die bewusste und aktive Reflexion von Pharmakokinetik/Pharmakodynamik (PK/PD) sowie möglicher Medikamenteninteraktion, Organfunktionen im Zusammenhang mit der Medikation, Metabolisierung, Wirkung und Exkretion bis zu Dosisanpassung, auch in Falle akuter/chronischer Organdysfunktion sowie zur Beurteilung nachteiliger Medikamentenkombination bei:

  • Intensivpatienten,

  • kritischen Patientenverläufen,

  • potenzieller Organschädigung,

  • Beeinflussung durch Organersatzverfahren,

  • positiver/negativer Medikamentenpotenzierung,

  • unzureichendem Kenntnisstand des ärztlichen Personals,

  • eruiertem Mitbetreuungsbedarf durch Klinische Pharmakologie,

  • erschwertem „Drug monitoring“,

  • Verbindung von DIS und ABS.

Diskussion: Potenziale des DIS als komplementärer Teil eines komplexen Therapiekonzepts (neben SIRS-, Schock- und Sepsistherapie, Organersatzverfahren, Schmerzmedikation, Antibiotikagabe, Infusionsmanagement, Blutkomponentensubstitution, Physiotherapie u.a. als Basiselemente vs. den Haupttherapieausrichtungen Operation, Radiatio, Chemotherapie, konservativ/Watchful waiting“) liegen in der unentbehrlichen Einbeziehung der Fachkompetenz des klinischen Pharmakologen!

Das DIS führt zu einer Sensibilisierung des medizinischen Personals, insbesondere der ärztlichen Therapeuten sowohl für die singuläre Medikamentenwirkung einschließlich PK-/PD-Aspekten als auch hinsichtlich „Drug-Interaction“-Effekten bei der häufig vorkommenden Multimedikation von stationären und insbesondere Intensivpatienten.