Zentralbl Chir 2016; 141 - A6
DOI: 10.1055/s-0036-1586271

Diagnose „akute Appendicitis“: maligne und semi-maligne Inzidentalome sowie andere unerwartete Pathologien

O Stöltzing 1
  • 1Elblandklinikum Meissen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Meissen, Deutschland

Einleitung: Das Krankheitsbild der „akuten Appendizitis“ beim Erwachsenen beinhaltet nicht nur die Schwierigkeit einer eindeutigen Diagnosestellung, sondern auch einer prompten Erfassung einer postoperativen Änderung der Hauptdiagnose im Falle von histopathologischen Überraschungsbefunden. Letzteres verlangt eine zeitnahe Anpassung des Therapiepfades der häufig bereits entlassenen Patienten. Ziel war es die Häufigkeit von relevanten Befundänderungen bei Appendektomien über einen Zeitraum von 12 Monaten zu erfassen, um die Bedeutsamkeit für die klinische Praxis beurteilen zu können.

Methoden: Retrospektive Analyse der histopathologischen Befunde von 145 primären Appendektomien unter der Leitsymptomatik „akute Appendizitis“ im Zeitraum September 2014 bis August 2015.

Ergebnisse: Es erfolgten 130 (90%) laparoskopische und 15 (10%) offene Appendektomien, letztere beinhalten 4 (3%) Konversionen. Die Appendixbasis wurde beim laparoskopischen Verfahren in 86 Fällen (66%) mit einem linearen EndoStapler und in 44 (34%) Fällen mit einem Appendix-Ligation-Clip (Aesculap) abgesetzt. Histopathologisch ergab sich überwiegend eine ulcerophlegmonöse Appendizitis (n = 91, [63%]), oder katarralische Appendizitis (n = 39, [27%]). Bei den Erwachsenen (n = 114 [79%]) zeigte sich in 4 Fällen (4%) neben einer floriden Appendizitis eine relevante zusätzliche Pathologie: Appendixkarzinoid pT1a G1 R0 (n = 1), Becherzellkarzinoid (neuroendokrine Neoplasie) pT4a R1 (n = 1), Appendixkarzinom pT4a R1 (n = 1) und akute Actinomycosis (n = 1). Die hieraus resultierten individuellen Therapiepfade gemäß aktueller Leitlinien werden entsprechend präsentiert.

Schlussfolgerung: Im Rahmen einer akuten Appendizitis zusätzlich evident werdende Pathologien der Appendix sind aufgrund der hohen Appendektomiefrequenzen keine Seltenheit. Eine zeitnahe Erfassung sowie Umsetzung von relevanten therapeutischen Konsequenzen sind daher in der klinischen Praxis sicherzustellen und beinhalten unter anderem die onkologische Nachresektion und HIPEC.