Z Gastroenterol 2016; 54 - P52
DOI: 10.1055/s-0036-1584030

Antibiotika-assoziierte hämorrhagische Colitis (AAHC) durch Klebsiella oxytoca bei einer immunsupprimierten Patientin

A Blesl 1, F Rainer 1, M Pollheimer 1, E Leitner 1, P Kump 1, S Kielhauser 1, E Dornisch 2, C Högenauer 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • 2Karl Franzens Universität, Graz, Austria

Hintergrund: Penicillinhaltige Antibiotika können als seltene Nebenwirkung eine segmentale, durch toxinbildende (Tilivallin) Klebsiella oxytoca verursachte, Colitis mit blutiger Diarrhoe und starken abdominellen Schmerzen verursachen (Högenauer et al. N Engl J Med. 2006). Üblicherweise heilt diese Colitis nach Absetzen des auslösenden Antibiotikums spontan aus. Ob dies auch bei immunsupprimierten Patienten zutrifft ist unbekannt.

Kasuistik: Eine 29-jährige Patientin wurde auf Grund einer ausgeprägten hämolytischen Anämie intensivmedizinisch betreut und mittels Erythrozyten Gabe, Plasmapherese und hochdosierten intravenösen Kortikosteroiden (Prednisolon 150 mg/d) behandelt. Ergänzend wurde eine Antibiose mit Ampicillin/Sulbactam sowie eine Schmerztherapie mit NSAR (Dexibuprofen) eingeleitet. Am Tag sieben der Antibiotika Einnahme entwickelte die Patientin morphinpflichtige abdominelle Beschwerden mit blutiger Diarrhoe. Laborchemisch zeigte sich eine Leukozytose mit Linksverschiebung ohne CRP Erhöhung. In der Sonografie präsentierte sich eine ausgeprägte segmentale Darmwandverdickung des Colon auf 1,3 cm mit Aszites. Die durchgeführte Koloskopie erbrachte die Bestätigung einer massiven hämorrhagischen segmentalen Colitis im Colon transversum typisch für AAHC. Als verursachender Keim wurden toxinbildende K. oxytoca nachgewiesen. Als einzige therapeutische Maßnahme wurde, trotz Beibehaltung der Steroidtherapie, das auslösende Antibiotikum abgesetzt. Dadurch kam es nach wenigen Tagen zu einer kompletten Abheilung der Colitis.

Diskussion: Eine K. oxytoca assoziierte AAHC präsentiert sich oft als fulminante Erkrankung mit der Symptomatik eines akuten Abdomens und blutiger Diarrhoe meist bei jungen Patienten. Dies tritt zumeist 3 – 7 Tage nach Beginn einer Penicillineinnahme auf. Sie stellt eine wichtige Differentialdiagnose zur häufigeren Antibiotika-assoziierten Clostridium difficile Colitis dar. Eine Sigmoideoskopie ist für die Diagnose nicht ausreichend, da sich die ausgeprägten Veränderungen regelhaft im Colon transversum oder im rechten Colon befinden. Dieser Fall illustriert eine seltene Differentialdiagnose einer Antibiotika-assoziierten Colitis mit fulminantem Beschwerdebild, in welchem alleinig das Absetzen des auslösenden Antibiotikums trotz hochdosierter Immunsuppression eine effektive Therapie darstellt.