Z Gastroenterol 2016; 54 - P46
DOI: 10.1055/s-0036-1584024

Ein validierter Fragebogen verringert den Zeitaufwand für die gastroenterologische Anamnese in der Ambulanz. Validierung und klinischer Einsatz des Fragebogens zum strukturierten Assessment gastrointestinaler Symptome (SAGIS)

N Koloski 1, J Hammer 1, 2, M von Wulffen 1, H Hölz 1, MP Jones 3, D Burger 1, N Martin 1, NJ Talley 4, GJ Holtmann 1
  • 1University of Queensland, Brisbane, Australia
  • 2Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • 3Macquarie University, Sydney, Australia
  • 4University of Newcastle, Newcastle, Australia

Hintergrund: Die Anamnese ist nach wie vor wichtiger Bestandteil der klinischen Beurteilung unserer Patienten, ist jedoch stark von UntersucherIn und anderen externen Faktoren abhängig. Wir entwickelten einen standardisierten kurzen Fragebogen und untersuchten dessen Validität und dessen Benefit im klinischen Alltag.

Methodik: Zur anfänglichen Entwicklung des Anamnesebogens wurden 8 Patienten mit chronischen gastrointestinalen Beschwerden befragt. So wurde ein Fragebogen mit 22 Fragen zu gastrointestinalen Beschwerden und Fragen zum psychischen Befinden und extraintestinalen Symptomen entwickelt. In weiterer Folge erhielten 1384 konsekutive Ambulanzpatienten den Fragebogen. Zur Validierungsanalyse wurden die gewonnenen Daten randomisiert in ein Derivations- (n = 716) und ein Validierungs Datenset (n = 668) getrennt. Discriminanzvalidität und Konvergenzvalidität (n = 45) sowie Test-Retest Zuverlässigkeit (Re-Test nach einer Woche; n = 194) wurden ebenfalls bestimmt. Die Zeit die es dauert, mit und ohne dem SAGIS eine Anamnese durchzuführen, wurde bei n = 70 randomisierten Patienten aufgezeichnet.

Ergebnisse: Die exploratorische Faktoranalyse am Derivationsdatenset zeigte, dass der Fragebogen 5 Symptomkomplexe differenziert: abdominelle Schmerzen/Beschwerden (7 Fragen), Diarrhoe/Inkontinenz (5 Fragen), Gastrointestinaler Reflux/Regurgitation (4 Fragen), Übelkeit/Erbrechen (3 Fragen) und Obstipation (2 Fragen). Die bestätigende Faktoranalyse, die am Validierungsdatenset durchgeführt wurde, unterstützte das initiale Fünf-Faktorenmodell (χ2/df = 4,76; CFI = 0,92; RMSEA = 0,075).

Die Analyse zur Diskriminanzvalidität zeigte, dass die 5 Domänen tatsächlich unterschiedlich sind, die Konvergenz der verschiedenen Domänen mit verschiedenen validierten Instrumenten wurde bestätigt (Konvergenzvalidität). In der Test-Retest Analyse veränderten sich die gepaarten Scores der fünf Domänen nicht signifikant (maximale Veränderung vom initial ausgefüllten Fragebogen: 12%). SAGIS war im Test-Retest daher zuverlässig.

Die klinische Anamnese dauerte mit SAGIS 429 s (95% CI 388 – 470 s), ohne Fragebogen hingegen 688 s (95% CI 577 – 800 s) (p < 0,01), dies bedeutet eine Verkürzung der Anamnese um 38%.

Zusammenfassung: Der Anamnesefragebogen SAGIS hat ausgezeichnete psychometrische Eigenschaften und erlaubt eine Symptom-basierte Kategorisierung gastrointestinaler Patienten. Im Praxisalltag verkürzt SAGIS die gastroenterologische Anamnese beträchtlich und erlaubt eine standardisierte Anamnese.