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DOI: 10.1055/s-0036-1583556
Kinderwunsch nach dem 40. Lebensjahr – eine retrospektive Analyse des Fertility Center Berlin
Fragestellung:
Der Kinderwunsch verlagert sich in spätere Lebensdekaden. Dies hat zu einem ansteigenden Altersdurchschnitt der Kinderwunschpatientinnen geführt. Obwohl fertilitätssichernde Maßnahmen diskutiert werden, beginnen Frauen über dem 40. Lebensjahr mit der Diagnostik und Therapie des unerfüllten Kinderwunsches. Grundlegend für die Beratung sollte eine realistische altersadaptierte Prognose der spontanen und der Konzeptionsrate bei Insemination und IVF/ICSI-Behandlung sein. Es wurden für die donogene Insemination Konzeptionsraten in der Altersklasse über 35 Jahre gezeigt, welche 54% nach 12 Zyklen (74% bei < 31 Jahre) betragen (Schwartz und Malaux 1982).
Für die ICSI-Behandlung ist im DIR Jahrbuch 2014 die Schwangerschaftsrate bei 40-jährigen mit 23,38%, im Alter von 41 Jahre mit 17,89% bzw. 13,72% (42 Jahre) und 5,83% (45 Jahre) angegeben. Dabei wirkt sich hier zusätzlich die altersabhängige Abortrate aus, die beispielsweise bei 42-jährigen Frauen nach ICSI 40% beträgt.
Methodik:
Ziel dieser retrospektive Auswertung ist es, die Erfassung der Schwangerschaftsraten und Abortraten bei donogener Insemination und IVF/ICSI aus dem Fertility Center Berlin aus den Jahren 2010 – 2015 in der Patientengruppe > 40 Jahren (40 – 42, 43 – 44 und > 44 Jahre) zu zeigen.
Ergebnisse:
Aus dem 10-Jahreszeitraum 2005 – 2015 wurden insgesamt 2295 Patientenbehandlungen retrospektiv analysiert. Von 91 donogenen Inseminationen wurden 81 in der Altersgruppe 40 – 42 Jahre mit einem Altersmittelwert (MW) von 40,5 Jahren mit einer Schwangerschaftsrate von 11% (n = 9) und 5 Aborten, 8 in der Altersgruppe 42 – 43 Jahre (MW 43,8 Jahre) mit einer Schwangerschaftsrate von 12,5% (n = 1) und 2 in der Altersgruppe > 44 Jahre (MW 45,5 Jahre) ohne Schwangerschaften durchgeführt. Von 2204 im Rahmen einer IVF/ICSI durchgeführten Embryotransfers wurden 1588 in der Altersgruppe 40 – 42 Jahre (Alter MW 40,9) mit einer Schwangerschaftsrate/ET von 24,1% (n = 383) und einer Abortrate/SS von 32,7% (n = 125), 430 in der Altersgruppe 43 – 44 Jahre (MW 43,4 Jahre) mit einer Schwangerschaftsrate/ET von 14,4% (n = 62) und einer Abortrate/SS von 48,4% (n = 30) und 186 in der Altersgruppe > 44 Jahre (MW 45,7 Jahre) mit einer Schwangerschaftsrate/ET von 4,2% (n = 8) und einer Abortrate/SS von 64,5% (n = 5) durchgeführt. Die Geburtenrate/ET reduziert sich von 12,7% bei den 40 – 42-Jährigen auf 6,5% bei den 43 – 44-Jährigen und auf 1,1% in der Altersgruppe > 44 Jahre.
Schlussfolgerung:
Die Grundlage einer Beratung bei der Planung einer Kinderwunschbehandlung mit homologen Eizellen sollten die Kennzahlen des altersentsprechenden Vergleichskollektives sein. Besonders in der Altersgruppe der über 40-jährigen Patientinnen ist bei allen Behandlungsmethoden der Hinweis der Rate der Spontankonzeptionsrate und der Abortrate zu geben. Zudem muss bei der Prognoseabschätzung die Erfolgsrate anhand der zentrumseigenen Daten erfolgen. Insgesamt bleibt die Prognose in dieser Altersgruppe mäßig. Bei weiter bestehendem Verbot der Eizellspende in Deutschland ist die Kinderwunschbehandlung dieser Patientengruppe unbefriedigend.