Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A147
DOI: 10.1055/s-0036-1583469

Erstversorgung mit einer externen Brustprothese nach Mastektomie im Krankenhaus – Erfahrungen betroffener Frauen in Deutschland

R Wiedemann 1, W Schnepp 1
  • 1Universität Witten/Herdecke, Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland

Zielsetzung: Eine Studie zur Dissertation an der Universität Witten/Herdecke untersucht erstmals die Situation der brustprothetischen Versorgung von Frauen nach Mastektomie in Deutschland. Internationalen Untersuchungen zufolge sind die Auswirkungen des Brustverlustes auf die Selbstwahrnehmung, die Prothesenversorgung, die Zufriedenheit mit der Prothese und deren psychosozialer Einfluss auf das Leben von Bedeutung. Ziel dieser Studie ist es die Erfahrungen und Perspektiven betroffener Frauen sowie einzelner Akteure in Deutschland zu erfassen. Hier werden als Teilergebnis die Erfahrungen betroffener Frauen in der Erstversorgung mit einer Brustprothese im Krankenhaus vorgestellt.

Materialien und Methoden: Um die unterschiedlichen Perspektiven der betroffenen Frauen sowie der einzelnen Akteure im Gesundheitswesen zu berücksichtigen, wurde der methodische Ansatz der qualitativen Evaluationsforschung gewählt. Insgesamt wurden 40 Studienteilnehmer_innen eingeschlossen, davon 20 Frauen mit Brustkrebs nach Mastektomie. Die Datenerhebung erfolgte anhand leitfadengestützter Interviews, die Analyse mittels offenen und selektiven Codierens.

Ergebnisse: Über die Erkenntnisse der Literatur hinaus zeigt sich, dass die Erstversorgung mit einer Brustprothese unter dem Schock der Brustkrebsdiagnose steht. Mit der sinnlichen Wahrnehmung der Narbe realisieren die betroffenen Frauen den Brustverlust. Diese Situation ist geprägt von Gefühlen des „EINseitig sein“, „mit sich selbst beschäftigt sein“ und „erst mal GAR nichts zu wissen“. Daraus resultiert das zentrale Bedürfnis nach „versorgt werden“, das den optischen Ausgleich der Einseitigkeit und das Bedürfnis nach menschlicher Zuwendung umfasst.

Zusammenfassung: Entscheidend für eine langfristige Bewältigung der Krebsdiagnose und des Brustverlustes ist die Anerkennung der Vulnerabilität der Frauen in dieser Situation. Der Gestaltung der Erstversorgung im Krankenhaus muss somit eine höhere Bedeutung von Seiten der Professionellen beigemessen werden.