Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A118
DOI: 10.1055/s-0036-1583439

Mutationsspektrum von BRCA1 und BRCA2 und Ersterkrankungsalter der Anlageträgerinnen am Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs Dresden

CE Sadowski 1, C Meisel 1, N Grübling 1, P Wimberger 1, K Kast 1
  • 1Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland

Zielsetzung: Mutationen in den beiden Genen BRCA1 und BRCA2 sind die häufigste genetische Ursache für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Der Mutationsnachweis kann Auswirkungen auf Therapie und präventive Maßnahmen haben. Ziel dieser Arbeit war die Analyse des Mutationspektrums mit Bezug auf das Erkrankungsalter der Anlageträgerinnen.

Material & Methoden: Am Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs Dresden erfolgte von 2000 – 2013 bei 555 Indexpatienten die komplette Analyse von BRCA1 und BRCA2 mittels DHPLC und Sangersequenzierung. Als Indexpatientin wurde jeweils die jüngste lebende Erkrankte in der Familie festgelegt.

Ergebnisse: Bei 145/555 Patienten (26,1%) konnte eine pathogene Mutation in BRCA1 (n = 93, 16,7%) oder BRCA2 (n = 52, 9,37%) gefunden werden. Insgesamt wurden 71 (37 BRCA1, 34 BRCA2) verschiedene pathogene Mutationen gefunden. Die beiden häufigsten BRCA1-Mutationen p.Gln1756Profs* und p.Cys61Gly umfassen 39,8% (37/93) der Fälle. Die häufigste Mutation in BRCA2 stellt p.Val1283Lysfs* mit 11,5% (6/52) dar.

Bei Diagnosestellung des Mammakarzinoms vor dem 50. Lebensjahr zeigt sich eine Detektionsrate von durchschnittlich 28%. Hingegen findet sich bei Erstdiagnose des Ovarialkarzinoms nach dem 40. Lebensjahr eine Detektionsrate von 40 – 60%. Es wurden keine pathogenen Mutationen bei Ovarialkarzinompatienten < 40. Lebensjahr gefunden. Trunkierende und missense Mutationen zeigten keinen signifikanten Unterschied bezüglich des Ersterkrankungsalters.

Zusammenfassung: 1) In 26% der Patienten konnte eine pathogene Mutation in BRCA1/2 gefunden werden.

2) Die Altersgruppe mit der höchsten Detektionsrate unterscheidet sich je nach der Tumorentität.

3) Die Art der Mutation (trunkierend, missense) lässt keinen Rückschluss auf den Zeitpunkt der Ersterkrankung zu.