Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A66
DOI: 10.1055/s-0036-1583387

Ein Eintagesprotokoll mit Strahlendosen unter 20MBq zur Markierung der Wächterlymphknoten – Erfahrungen nach 150 Fällen

HC Kolberg 1, S Afsah 1, U Winzer 2, L Akpolat-Basci 1, M Stephanou 1
  • 1Marienhospital Bottrop gGmbH, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Bottrop, Deutschland
  • 2BORAD, Nuklearmedizin, Bottrop, Deutschland

Fragestellung: Die Strahlenbelastung bei Mehrtagesprotokollen im Rahmen der Wächterlymphknotenbiopsie beträgt oft mehrere Hundert MBq. Auch bei den verbreiteten Eintagesprotokollen werden oft bis zu 50 MBq appliziert. Zur Reduktion der Strahlenbelastung von Patientinnen und Personal wurde von uns ein Eintagesprotokoll mit Dosen von durchschnittlich unter 20 MBq entwickelt und in der Routine verwendet.

Methodik: Es wurden 150 Patientinnen ausgewertet, bei denen eine Wächterlymphknotenbiopsie unter Einsatz eines Niedrigdosisprotokolls als Eintagesprotokoll durchgeführt wurde. Nach der sonographisch gesteuerten Injektion des Tracers Technetium99 würde in allen Fällen eine Lymphszintigrafie durchgeführt. Vor Operationsbeginn injizierten wir bei allen 150 Patientinnen 5 ml Patentblau periareolär. Es wurde keine Schnellschnittdiagnostik durchgeführt.

Ergebnis: Bei 149/150 (99,33%) Patientinnen konnte im Rahmen der Lymphszintigrafie mindestens ein Wächterlymphknoten detektiert werden, die intraoperative Detektionsrate unter kombiniertem Einsatz von Tracer und Patentblau lag bei 100%. Die durchschnittlich applizierte Dosis lag bei 17,82 MBq (9 – 20). Bei der Lymphszintigrafie wurden durchschnittlich 1,31 (0 – 5) Wächterlymphknoten detektiert, im Rahmen der Wächterlymphknotenbiopsie wurden durchschnittlich 1,73 Lymphnoten (1 – 5) entfernt. 36 Patientinnen erhielten nach dem damaligen Standard bei befallenen Wächterlymphknoten sekundär eine Axilladissektion, bei der sich bei 11 Patientinnen (30,56%) der Befall von zusätzlichen Lymphknoten zeigte.

Schlussfolgerung: Ein Eintagesprotokoll unter Verwendung von unter 20 MBq stellt eine sichere Alternative zu Mehrtagesprotokollen mit deutlich höheren Strahlendosen dar. Unter Verwendung von Technetium99 und Patentblau ist eine Detektionsrate von 100% auch bei minimaler Strahlenbelastung im klinischen Alltag möglich. Die Zahl der entfernten Lymphknoten, die Rate der sekundären Axilladissektionen und die Zahl der Patientinnen mit zusätzlichen befallenen Lymphknoten ist gegenüber den publizierten großen Studien zumindest nicht erhöht.