Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A45
DOI: 10.1055/s-0036-1583366

Die chirurgische Therapie als Behandlungsoption fortgeschrittener Mammakarzinome

N Hamoudah 1, H Henseler 1, PM Vogt 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland

Einleitung: Die Behandlung des Mammakarzinoms unterlag in den letzten Jahren einem starken Wandel. Wurden früher ausgedehnte Tumorresektionen als notwendig erachtet, so scheinen heute die Möglichkeiten der chirurgischen Therapie zunehmend in Vergessenheit zu geraten.

Methode: Die chirurgische Therapie als Behandlungsoption fortgeschrittener Mammakarzinome soll basierend auf der langjährigen Erfahrung an der Medizinischen Hochschule Hannover vorgestellt werden. Das Beispiel einer 30-jährigen Patientin soll die aktuellen Möglichkeiten aufzeigen. Eine interdisziplinäre Therapie wurde durchgeführt. Die Behandlung aufgrund des fortgeschrittenen Rezidivs eines invasiven Mammakarzinoms umfasste zunächst die plastisch-chirurgische Entfernung betroffener Areale der Brust mit Resektion umgebender Haut im Sinne einer Ablatio mammae, dann die thorax-chirurgische Resektion von erkrankten Sternum und Rippenanteilen im gleichen Präparat und Verschluss der eröffneten Pleura durch Einlage eines bovinen Pericard-Patches und schließlich die plastisch-chirurgische Defekdeckung durch einen gestielten Latissimus dorsi Lappen. Unterstützt wurde die Operation durch anästhesiologische Versorgung der Patientin mittels eines Doppellumentubus, durch große Einleitung und Nachbetreuung über Nacht auf der Intensivstation. Das Nachbehandlungsschema wurde schließlich nach Vorliegen des histologischen Ergebnisses durch die interdisziplinäre Tumorkonferenz festgelegt.

Ergebnis: Die Patientin erholte sich rasch und vollständig. Die Tumorresektion wurde histologisch als vollständig dokumentiert. Die Defektdeckung gelang problemlos und primär. Die Wundheilung erfolgte komplikationslos und die Patientin kehrte rasch in einen normalen Alltag zurück. Eine lebensbedrohliche Tumorblutung oder Entstehung verjauchender Tumornekrosen traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Selbst fortgeschrittene Mammakarzinome sollten plastisch-chirurgisch vorgestellt werden, um Therapieoptionen abzuwägen. Moderne Möglichkeiten interdisziplinärer Therapie und plastisch-chirurgischer Lappendeckung bieten häufig Behandlungsoptionen bei ausgedehnten oder als inoperabel eingestuften Befunden. Die Lebensqualität der betroffenen Frauen kann so verbessert werden.