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DOI: 10.1055/s-0036-1583364
Nachfrage nach komplementären Therapien innerhalb einer integrativen Versorgung bei Patienten mit Brustkrebs: Eine Querschnittsstudie
Zielsetzung: Zur Verbesserung der patientenorientierten Versorgung fragte diese Studie nach den Wünschen von Brustkrebspatienten für eine integrativ onkologische Therapie.
Materialien und Methoden: Eine Kohorte von Brustkrebspatienten wurde zwischen 2011 und 2015 am Interdisziplinären Brustzentrum in Essen rekrutiert. Die N = 710 Patienten (mittleres Alter: 55,8 ± 12,1; 98% weiblich; Staging I-III), die ihre informierte Zustimmung gaben, erhielten einen Fragebogen zur Sozialdemografie, Krankheitsvorgeschichte, zu bisherigen Erfahrungen mit komplementären Therapien und ihren Wünschen nach deren Integration in die konventionelle Krebstherapie.
Ergebnisse: Erfahrungen mit Komplementärmedizin, auch unabhängig von ihrer Krebsbehandlung, berichteten 75,2% der Befragten. Insgesamt 90,6% wünschten sich eine Integration komplementärmedizinsicher Therapien in ihre aktuelle Krebsbehandlung. Für immerhin 32,8% war das Angebot einer integrativen Krebsbehandlung entscheidend für die Wahl des Krankenhauses. Die am meisten nachgefragten Therapien waren Bewegungstherapie (71,5%), Ernährungsberatung (68,2%), Entspannungstherapie (66,8%) und komplementäre Selbsthilfestrategien (65,8%), gefolgt von Akupunktur (31,8%), Yoga (23,4%), Misteltherapie (14,4%) und Massage (13,2%). Phytotherapeutika, Ayurveda, Homöopathie, Nahrungsergänzungsmittel, Fasten, Neuraltherapie und Hydrotherapie wurden von jeweils unter 10% gewünscht. Signifikante Prädiktoren für den Wunsch nach einzelnen komplementären Therapien umfassten jüngeres Alter, höherer Bildungsstand, höheres Angstlevel und weniger Depressivität, Vorerfahrungen mit Komplementärmedizin sowie höheres Staging/Grading und Auftreten eines Rezidivs.
Zusammenfassung: Brustkrebspatienten wünschen sich eine komplementärmedizinische Mitbehandlung. Es scheint daher unbedingt erforderlich, Patientenpräferenzen bezüglich Komplementärmedizin in Anbetracht potentieller Wechselwirkungen mit konventionellen Therapien und fehlender Evidenz zu explorieren sowie evidenzbasierte komplementäre Verfahren vermehrt in die Versorgung zu integrieren.