Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A13
DOI: 10.1055/s-0036-1583333

Nebenwirkungen und Lebensqualität von Mammakarzinom-Patientinnen nach Strahlentherapie mit Expander oder Silikonprothese

SL Braun 1, K Henne 1, U Nestle 1, AL Grosu 1, E Stickeler 2, J Scholber 1
  • 1Uniklinik Freiburg, Strahlenheilkunde, Freiburg, Deutschland
  • 2Uniklinik RWTH Aachen, Gynäkologie und Geburtsmedizin, Aachen, Deutschland

Fragestellung: Die Strahlentherapie der Brust(wand) mit einliegendem Expander oder Silikonprothese nach operativer Therapie eines Mammakarzinoms kann potentiell schwerwiegende Nebenwirkungen (wie Kapselfibrose, Notwendigkeit der Implantatentfernung) zur Folge haben. Das Ziel dieser Untersuchung war es, akute und späte Toxizität sowie Lebensqualität und Zufriedenheit der Patientinnen (Pat.) zu analysieren.

Methodik: Wir identifizierten 58 Pat., die in den Jahren 2000 – 2013 an unserer Institution bestrahlt wurden. 52 Pat. waren mastektomiert mit primärer Rekonstruktion mit Expander oder Silikonprothese, 6 Pat. hatten vor Diagnose des Mammakarzinoms eine Augmentation aus kosmetischen Gründen erhalten. Die Gesamtdosis im Bereich der Brust bzw. Brustwand betrug zwischen 50 und 60,4 Gy. Das mediane follow-up war 4,6 Jahre. Die akuten und späten Nebenwirkungen wurden nach CTCAE erfasst, die Lebensqualität und Zufriedenheit der Pat. mit den EORTC-Fragebögen QLQ-C30 und QLQ-BR23 sowie 3 zusätzlichen Fragen.

Ergebnis: Die häufigsten akuten und späten Nebenwirkungen waren Radiodermatitis, Induration, Hyperpigmentierung der Haut, Schmerzen und Lymphödem. Eine Kapselfibrose Baker-Grad III oder IV trat bei 27,6% der Pat. auf. Bei 32,8% war im Verlauf ein Implantat-Verlust zu verzeichnen, meist aufgrund einer Kapselfibrose. Eine signifikante Korrelation von möglichen Risikofaktoren und schwerwiegender Toxizität konnte nicht gefunden werden. Die ermittelte Lebensqualität unserer Pat. war mit EORTC-Referenzdaten für Mammakarzinom-Pat. vergleichbar. Die meisten Pat. gaben eine gute oder mässige Zufriedenheit mit dem Rekonstruktions-Ergebnis an.

Schlussfolgerung: Vor einer Mastektomie mit primärer Rekonstruktion mit Expander oder Silikonprothese und nachfolgender Strahlentherapie sollte eine interdisziplinäre Besprechung mit individueller Therapieentscheidung erfolgen und die Pat. über die möglichen Komplikationen aufgeklärt werden. Risikofaktoren für schwerwiegende Nebenwirkungen konnten nicht identifiziert werden.