Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A40
DOI: 10.1055/s-0036-1582206

Deutlich aufgetriebener Uterus, flüssigkeitsgefüllt mit teilweise soliden Anteilen, bei einer 32-jährigen Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom unter laufender palliativer Chemotherapie

C Brunner 1, A Ramoni 1, C Brantner 1, C Marth 1, M Hubalek 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Innsbruck

Anamnese: Eine junge Frau wird nach dem Abstillen im Oktober 2012 an der Brustambulanz der Frauenklinik vorstellig, da sie einen Knoten in der linken Mamma getastet hat. Der 45 mm große Tumor erweist sich als ein Mammakarzinom. Therapie und Verlauf: Nach einer neoadjuvanten Chemotherapie im Rahmen der ABCSG-Studie 34 erfolgt im Mai 2013 eine Nipple-sparing Mastektomie mit Simultanrekonstruktion und Axilladissektion links. Im postoperativen Kontroll-CT zeigt sich eine pulmonale Filisierung, woraufhin die palliative Monochemotherapie mit Capecitabine begonnen wird. Die Patientin wechselt die betreuuende Abteilung auf ihren Wunsch hin.

Aufgrund der weiteren Tumorprogression wird im Oktober 2013 zunächst auf Vinorelbine, bei neuerlichem Progress im Jänner 2014 auf Eribulin umgestellt. Im Staging-CT im März 2014 zeigt sich neben dem neuerlichen pulmonalen, cerebralen und hepatischen Progress ein „deutlich aufgetriebener Uterus mit einem Durchmesser von 9 cm, zentral inhomogen flüssigkeitsgefüllt mit teilweise soliden Anteilen“. Im April 2014 erfolgt eine Radiotherapie der Gehirnmetastasen; anschließend eine palliative Chemotherapie mit Carboplatin/Gemcitabine. Nach Erhalt des Zyklus II, d1 im Juni 2014 berichtet die Patientin über eine Zunahme des Bauchumfanges und fraglich verspürte Kindsbewegungen. Ein Schwangerschaftstest im Harn fällt positiv aus. Sie wird umgehend an der Univ. Frauenklinik im Spezialultraschall vorgestellt. Hier zeigt sich eine monochoriale, diamniote Geminigravidität in der 22+3. SSW. Aufgrund der progredienten Tumorerkrankung soll die Chemotherapie fortgeführt werden. Die Mutter wünscht den Erhalt der Schwangerschaft.

In der 30. SSW liegt das Wachstum bei beiden Kindern deutlich unter der 3. Perzentile, jedoch mit zufriedenstellender Wachstumstendenz. Nach erfolgter Lungenreifung wird die Schwangerschaft in der 34. SSW im August 2014 mittels Sectio caesarea beendet. Nach einem PET-CT-Restaging im September 2014, in welchem sich eine progrediente Metastasierung zeigt, wird die Therapie mit Carboplatin/Gemcitabine und Denosumab reinduziert. Es erfolgt eine Ganzhirnbestrahlung.

Unter der laufenden Chemotherapie ist die Patientin wieder deutlich progredient. Im Februar 2015 verstirbt sie. Die Zwillinge sind zu diesem Zeitpunkt 7 Monate alt. Diskussion: Es gibt keine Daten zum Langzeitoutcome von Feten, die in utero einer Strahlentherapie ausgesetzt waren.

Es gibt einige Chemotherapien, die während einer Schwangerschaft verabreicht werden können.

Es sollten unter einer laufenden Chemo- und/oder Strahlentherapie bei Frauen im gebärfähigen Alter regelmäßige Schwangerschaftstests erfolgen.