Z Gastroenterol 2016; 54 - K9
DOI: 10.1055/s-0036-1582078

Einfluss einer magnetischen 3D Endoskopdarstellung (Scope Guide®) auf den Propofolbedarf in der Koloskopie – eine prospektiv-randomisierte Studie

P Klare 1, B Hartrampf 1, B Haller 2, C Schlag 1, H Einwächter 1, A Weber 1, RM Schmid 1, S von Delius 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, II. Medizinische Klinik, München
  • 2Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Deutschland

Hintergrund Sedativa haben zu einer verbesserten Akzeptanz der Koloskopie seitens der Patienten geführt. Mittlerweile wird bei einer Mehrzahl der Untersuchungen eine Sedierung durchgeführt. Propofol wird in Deutschland hierzu häufig verwendet. Mögliche Nebenwirkungen des Medikaments sind vor allem Störungen der Atmung. Propofol wird während der Untersuchung u.a. dann appliziert, wenn Schmerzen auftreten. Diese könne bedingt sein durch eine Schlingenbildung des Darmes. Eine Möglichkeit Schlingenbildungen entgegenzuwirken und Untersuchungsbedingungen zu vereinfachen, ist die Verwendung einer magnetischen Endoskopdarstellung (MED). Diese ermöglicht es die Lage des Koloskops auf einem Monitor dreidimensional darzustellen. Schlingen können damit leichter erkannt und beseitigt werden. Die Verwendung von MED könnte daher einen Einfluss auf den Sedierungsbedarf während der Untersuchung haben. Ein derartiger Effekt konnte bislang nicht nachgewiesen werden.

Methodik Wir führten eine prospektive randomisierte Studie an einer Universitätsklinik in Deutschland durch. Sechzehn Endoskopeure nahmen an der Studie teil. Patienten > 18 Jahre, die sich einer Koloskopie unter Sedierung unterzogen, konnten für die Studie rekrutiert werden. Bei Randomisierung in den Studienarm erfolgte die Spiegelung unter Verwendung von MED. In der Kontrollgruppe wurde die Untersuchung ohne Hilfe einer MED durchgeführt (Standardarm). Propofol wurde in beiden Armen nach festen Kriterien vom Untersucher oder einem für die Sedierung verantwortlichen Arzt appliziert. Die Observer's Assessment of Alertness and Sedation (OAAS) Skala wurde zur klinischen Überwachung der Sedierungtiefe verwendet. Primärer Endpunkt war die Gesamtdosis an Propofol je Untersuchung in beiden Studienarmen. Sekundäre Endpunkte waren Patientenzufriedenheit (gemessen anhand einer numerischen Analogskala von 0 – 10 Punkten), Zökum-Intubationszeit und Adenom-Detektionsrate.

Ergebnisse: Insgesamt 334 Patienten wurden 1:1 in beide Studienarme randomisiert. Es traten keine schwerwiegenden Komplikationen auf. Die mediane Propofoldosierung je Untersuchung lag im MED-Arm signifikant unter derjenigen des Standardarms (150 mg vs. 180 mg; p = 0,044). Das Ergebnis galt auch nach Adjustierung an die persönliche endoskopische Erfahrung des Untersuchers. Die Patientenzufriedenheit war im MED-Arm signifikant höher als im Standardarm (9,0 vs. 8,5 Punkte; p = 0,028). Episoden tiefer Sedierung traten im MED Arm in 6 Fällen und im Standardarm in 13 Fällen auf (p = 0,098). Die Patientenkooperation (aus Sicht der Endoskopiker) unterschied sich zwischen den Gruppen nicht.

Schlussfolgerung: Die Verwendung einer magnetischen 3D-Endoskopdarstellung könnte hilfreich sein um die Propofoldosierung bei Routinekoloskopien zu senken und somit das Patientenrisiko zu verringern. Eine Beeinträchtigung der Patientenzufriedenheit ist dadurch nicht zu erwarten.