Z Gastroenterol 2016; 54 - K6
DOI: 10.1055/s-0036-1582075

Narrow-Band Imaging versus Weißlichtendoskopie zur optischen Klassifikation von kleinen Kolonpolypen – eine prospektiv randomisierte Multicenterstudie

P Klare 1, B Haller 2, S Wormbt 1, E Nötzel 3, D Hartmann 3, J Albert 4, J Hausmann 4, H Einwächter 1, A Weber 1, M Abdelhafez 1, RM Schmid 1, S von Delius 1
  • 1II. Medizinische Klinik
  • 2Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
  • 3Innere Medizin I, Sana Klinikum Lichtenberg, Berlin
  • 4Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main

Hintergrund: Die Etablierung der Vorsorgekoloskopie hat dazu geführt, dass eine erhöhte Anzahl von Kolonpolypen detektiert wird. Die histopathologische Beurteilung der Polypen ist zeit- und kostenintensiv. Eine optische Vorhersage der Polypenhistologie und Unterscheidung zwischen adenomatösen und nicht-adenomatösen Polypen in Echtzeit durch den Endoskopiker ist daher wünschenswert. Dies würde einerseits eine unmittelbare Befundmitteilung an den Patienten ermöglichen. Andererseits könnten ggfs. Kosten eingespart werden, wenn nicht jeder Polyp histologisch beurteilt werden muss. Narrow Band Imaging (NBI) kann bei der optischen Polypencharakterisierung im Kolon hilfreich sein. Unter gewissen Voraussetzungen unterstützen die Fachgesellschaften in den USA und in Europa seit kurzem den Ansatz der optischen Polypencharakterisierung in Echtzeit während der Koloskopie. Die seitens der Fachgesellschaften festgelegten Qualitätsanforderungen dieser Methode konnten jedoch in der kürzeren Vergangenheit in Studien nicht immer erreicht werden.

Methoden: Wir verglichen in der vorliegenden Studie die Wertigkeit der neuesten NBI Generation gegenüber der HD-Weißlicht (HDWL) Endoskopie derselben Geräteklasse für die optischen Charakterisierung kleiner Kolonpolypen. Wir führten dazu eine prospektive, randomisierte Studie an drei Zentren in Deutschland durch. Patienten > 18 Jahre mit Indikation zur Koloskopie konnte für die Studie rekrutiert werden. Bei Patienten des NBI-Arms wurden Polypen < 10 mm mittels NBI und unter Zuhilfenahme der NBI International Colorectal Endoscopic (NICE) Klassifikation optisch in die Kategorie „Adenom“ oder „kein Adenom“ eingeteilt. Im HDWL-Arm erfolgte die Vorhersage der Histologie ohne Verwendung von NBI. Primärer Endpunkt war die Treffergenauigkeit (Accuracy) der Vorhersage einer adenomatösen Histologie bei Polypen < 10 mm. Sekundäre Endpunkte waren Sensitivität und negativ prädiktiver Wert.

Ergebnisse: Es wurden 380 Patienten 1:1 in die beiden Studienarme randomisiert. Insgesamt wurden 421 Polypen < 10 mm (55,8% adenomatös, 44,2% nicht-adenomatös) detektiert. Accuracy, Sensitivität und NPV wurden im NBI-Arm mit 73,7%, 82,4% und 75,5% und im HDWL-Arm mit 79,2%, 79,8% und 73,4% berechnet (p = 0,225, p = 0,667, p = 0,765). Die Zuversicht der Endoskopiker (confidence) die korrekte Vorhersage getroffen zu haben war im HDWL-Arm höher als im NBI-Arm (82,6% vs. 73,7%; p = 0,038). Der NPV für die Unterscheidung Adenom vs. kein Adenom lag bei winzigen Polypen (≤5 mm) mit „high-confidence“ Vorhersagen im NBI-Arm bei 90,3%. Es wurden signifikante Unterschiede zwischen den drei Studienzentren hinsichtlich der Korrektheit der Vorhersagen gefunden. Bei der Vorhersage des Nachsorgeintervalls konnten im NBI-Arm in 90,2% und im HDWL-Arm in 88,9% der Fälle korrekte Intervalle angegeben werden (p = 0,960).

Schlussfolgerung: Die Accuracy der Vorhersage einer adenomatösen Histologie von kleinen Kolonpolypen unterscheidet sich nicht bei Verwendung von NBI gegenüber HDWL. Die Vorhersagequalität unterscheidet sich signifikant zwischen den Anwendern. Vor einem routinemäßigen Einsatz der optischen Charakterisierung müssen Anstrengungen unternommen werden um die Qualität und Exaktheit der Methode zu steigern.