Rofo 2016; 188 - WISS206_5
DOI: 10.1055/s-0036-1581767

Tumorverlaufsbildgebung in der täglichen Praxis: Vergleich der Befundung mittels Freitext und mittels RECIST 1.1 Kriterien

K Naßenstein 1, J Göbel 1, J Hoischen 2, H Schemuth 1, S Kinner 1, F Nensa 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen
  • 2Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf, Radiologische Klinik, Düsseldorf

Zielsetzung:

Zur Verbesserung und Standardisierung der radiologischen Befundung von Tumorerkrankungen wurden verschiedene Befundungskriterien vorgeschlagen. Derzeit finden diese zwar in klinischen Studien, jedoch kaum in der täglichen Routine Anwendung. Ziel dieser Studie war es, die Befundung mittels Freitext und mittels RECIST 1.1 Kriterien in der täglichen Routine zu vergleichen.

Material und Methodik:

Aus dem RIS wurden 100 konsekutive Tumorpatienten mit regelmäßigen computertomografischen Verlaufskontrollen (CT) des gesamten Körperstammes herausgesucht. Einschlusskriterien waren (1) bekannte Tumorerkrankung und (2) mindestens 5 CT-Follow-ups. Alle CTs wurden mittels einer speziellen Software (mint lesion™) anhand der RECIST 1.1 Kriterien nachevaluiert. Alle Freitextbefunde wurden den RECIST response Kategorien (complete response (CR), partial response (PR), stable disease (SD), progressive disease (PD)) zugeordnet. Die Übereinstimmung in der Tumorresponse-Kategorien-Zuordnung zwischen Freitext und RECIST wurde mittels Kendalls Tau analysiert.

Ergebnisse:

Das mediane Zeitintervall zwischen den CTs betrug 9 – 12 Wochen. Im 1. Follow-up wurden 47% der Fälle von Freitext und RECIST unterschiedlich eingruppiert. Es zeigte sich eine deutliche Unterrepräsentation von SD sowie eine Überrepräsentation von PR und PD im Freitext. In den folgenden Follow-ups fanden sich in 38%, 44%, 37% und 44% der Fälle unterschiedliche Eingruppierungen. Die Übereinstimmung zwischen Freitext und RECIST war zwar stark bis intermediär (Kendalls Tau: 0,611; 0,689; 0,541; 0,557; 0,487 (jeweils: p < 0,001)), zeigte jedoch eine Tendenz zur Abnahme mit zunehmender Dauer des Beobachtungszeitraumes, was hauptsächlich auf eine zunehmende Diskrepanz der beiden Befundungsmodi zugrundeliegenden Referenzuntersuchung zurückzuführen war.

Schlussfolgerungen:

Bei der Tumorverlaufsevalutation mittels Freitext und RECIST 1.1 zeigten sich deutliche Unterschiede. Es erscheint deshalb empfehlenswert, die gängigen Tumorevaluationskriterien auch in der täglichen Routine anzuwenden.