Rofo 2016; 188 - WISS207_3
DOI: 10.1055/s-0036-1581728

DTI der Sehbahn bei 7 T: Machbarkeitsstudie und erste Ergebnisse bei Glaukompatienten

M Schmidt 1, R Heidemann 2, G Michelson 3, M Knott 1, S Kloska 1, R Kimmlingen 2, T Engelhorn 1, A Dörfler 1
  • 1Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Neuroradiologische Abteilung, Erlangen
  • 2Siemens Healthcare GmbH, Diagnostic Imaging, MR Investig. Technology & Research Systems, Erlangen
  • 3Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Augenklinik, Erlangen

Zielsetzung:

Das Glaukom wird zunehmend als neurodegenerative und nicht nur rein okuläre Erkrankung gesehen. MR-tomografisch gibt es Hinweise auf eine primär zerebrale Genese bestimmer Glaukomformen (z.B. Normaldruckglaukom – NDG). Mittels DTI lässt sich dabei die Sehbahn vom Sehnerv über das Corpus geniculatum laterale (CGL) bis zum optischen Kortex morphologisch und funktionell darstellen. Wir haben in einer Machbarkeitsstudie die potenziellen Vorteile dieser Untersuchung an einem neuen 7 T Ultra-Hochfeld-MRT im Vergleich zu 3 T untersucht.

Material und Methodik:

Insgesamt wurden 7 Patienten mit fortgeschrittenem NDG und 10 Kontrollprobanden jeweils bei 3T (Magnetom Trio) und 7T (Magnetom Terra) untersucht. Das Untersuchungsprotokoll bestand aus einer hochaufgelösten, T1-gewichteten MP2RAGE, DTI-Sequenz, FLAIR TSE sowie SWI über die Sehbahn. Die Gesamtmesszeit lag dabei unter 45 Minuten. Das CGL wurde jeweils anhand der T1-gewichteten MP2RAGE identifiziert, segmentiert und volumetriert. Mittels DTI wurde die fraktionale Anisotropie (FA) in der Sehstrahlung bestimmt.

Ergebnisse:

Es zeigte sich eine signifikante Volumenreduktion des CGL in der Gruppe der Glaukompatienten. Auch die axonalen Strukturen der Sehstrahlung waren in der Glaukomgruppe deutlich rarefiziert mit signifikant reduzierter FA in der Radiato optica. SWI lieferte eine überlegene Darstellung kleinster Gefäßstrukturen und erlaubt es, auch kleinste Mikroblutungen bzw. Hämosiderinresiduen in der Sehstrahlung als mögliche Ursache einer retrograden Degeneration darzustellen.

Schlussfolgerungen:

Die Ultra-Hochfeld-MRT der Sehbahn bei 7 T ist sowohl bezüglich der morphologischen als auch der funktionellen Darstellung der Bildgebung bei 3 T überlegen. Nur bei 7 T ist eine direkte Volumetrie des CGL und der Sehstrahlung sowie eine Korrelation mit der FA zuverlässig möglich. Somit lassen sich axonale und neuronale Degenerationsprozesse entlang der Sehbahn in vertretbarer Messzeit in einem klinischen Setting darstellen.