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DOI: 10.1055/s-0036-1580996
Kommt es zu einer Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels unter Betablocker, Hydrochlorothiazid und L-Thyroxin Einnahme bei Menschen ohne Diabetes?
Fragestellung: Betablocker, Benzothiadiazine-Diuretika und L-Thyroxin sind häufig eingesetzte Arzneimittel. In den Fachinformationen dieser 3 Substanzklassen wird vor der Verschlechterung der Stoffwechselkontrolle bei Menschen mit Diabetes gewarnt. Unklarheit besteht bezüglich des Ausmaßes der Störwirkung auf den HbA1c. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war es, das Ausmaß einer Glukosestoffwechselbeeinträchtigung von 2921 nicht diabetischen Patienten zu erfassen.
Methodik: Die Daten wurden aus der elektronischen Patientenakte EMIL® unserer Hochschulpoliklinik zwischen 01.01.1992 – 01.02.2014 von Patienten > 18 Jahren ohne Diabetes, GDM oder IGT entnommen (n = 2921). Systemischen Kortikosteroiden, hormonelle Glukosestoffwechselstörungen oder hämatologischen Erkrankungen führten zum Ausschluss. Patienten ohne dokumentierte Arzneimitteleinnahme dienten als Referenzgruppe. Die Stoffwechselparameter wurden nach Alter, BMI und Blutdruck adjustiert. Der HbA1c wurde DCCT-adjustiert.
Ergebnisse: 1996 Personen (43,3J, HbA1c 5,24%, FGP vs. RPG 4,6 vs. 5,3 mmol/l) hatten keine dokumentierte Arzneimitteleinnahme. 502 Personen mit Betablockereinnahme hatten einen HbA1c von 5,25% (56,2J, FGP vs. RPG 4,8 bzw. 5,4 mmol/l). Hydrochlorothiazid wurde von 85 Personen eingenommen, der HbA1c betrug 5,33% (59,6J, FPG vs. RPG 4,7 vs. 5,5 mmol/l). L-Thyroxin nahmen 820 Personen ein, der HbA1c betrug 5,22% (49,9J, FPG vs. RPG 4,6 vs. 5,3 mmol/l). Im Bezug zur Referenzgruppe war der HbA1c signifikant erhöht in der HCT-Gruppe (p = 0,008). FPG und RPG waren nur im Vergleich der Betablocker-Gruppe signifikant unterschiedlich.
Schlussfolgerung: In dieser Querschnittsuntersuchung führte die Behandlung mit Betablockern zu einer HbA1c Erhöhung von 0,01%, bei HCT von 0,09% und für L-Thyroxin von 0,02%. Die sehr geringe HbA1c-Erhöhung ist eher ein Effekt des Alters [Pani 2008] als der Arzneimitteleinnahme. Vermutlich werden bei Stoffwechsel gesunden Menschen die Glukosetoleranz verschlechternden Effekte durch gesteigerte Insulinsekretion maskiert.