Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P170
DOI: 10.1055/s-0036-1580917

Genetische Determinanten der Körperfettverteilung und ihre Einflüsse auf den Metabolismus

E Fehlert 1, 2, R Wagner 1, 2, C Ketterer 1, 2, L Fritsche 1, 2, H Staiger 1, 2, F Schick 2, 3, F Machicao 1, 2, J Machann 2, 3, N Stefan 1, 2, HU Häring 1, 2, A Fritsche 1, 2, M Heni 1, 2
  • 1Medizinische Klinik IV des Universitätsklinikums Tübingen, Tübingen, Germany
  • 2Deutsches Zentrum für Diabetesforschung DZD, Neuherberg, Germany
  • 3Universitätsklinik Tübingen, Experimentelle Radiologie, Tübingen, Germany

Eine ungünstige Körperfettverteilung ist ein Risikofaktor für den Typ 2 Diabetes und seine Folgeerkrankungen. Im Gegensatz zu subkutanem Fett ist eine Zunahme des viszeralen Fetts und des Leberfettgehalts metabolisch ungünstig. Dabei scheint der genetische Hintergrund eine wichtige Rolle zu spielen. In genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) konnten Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs) identifiziert werden, die signifikant mit anthropometrischen Maßen der Körperfettverteilung (Taillenumfang, Hüftumfang, Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang) assoziiert sind. Es stellt sich nun die Frage, ob diese SNPs auch spezifische metabolische Risikophänotypen der Körperfettverteilung kennzeichnen.

Die Körperfettverteilung und der Leberfettgehalt wurden durch Magnetresonanztomografie (MRT) und -spektroskopie (MRS), die Insulinsensitivität mithilfe eines 5-Punkt oralen Glukosetoleranztest bestimmt. Mehr als 2000 Ganzkörper-MRT/MRS-Messungen wurden bei ˜900 charakterisierten Personen durchgeführt. Bei diesen Probanden wurden 65 SNPs aus obigen GWAS, die mit der Körperfettverteilung assoziieren, genotypisiert. Durch Risikoallelsummierung wurden genetische Risiko-Scores erstellt und deren Assoziationen mit MRT-Daten und Insulinsensitivität, unabhängig vom Gesamtkörperfettgehalt, untersucht.

Der Score von Taillenumfang-assoziierten SNPs korrelierte signifikant mit dem Leberfettgehalt (p = 0,007), nicht aber mit Insulinsensitivität (p = 0,297). Für den Score der Hüftumfang-assoziierten SNPs gab es weder eine signifikante Korrelation mit Körperfettverteilung, noch mit metabolischen Parametern. Der Score von Taillen-Hüftverhältnis erhöhenden SNPs assoziierte signifikant mit vermehrter viszeraler Fettgewebsmasse (p = 0,0002), Insulinresistenz (p = 0,001) und verminderter Glukosetoleranz (p = 0,008).

Nicht alle Polymorphismen die in GWAS mit Markern der Körperfettverteilung zusammenhängen, sind auch mit einer präzise quantifizierten Fettverteilung assoziiert; der Score der Hüftumfang-assoziierten SNPs zeigte keine solche Korrelation. Die mit dem Taillenumfang-assoziierten SNPs scheinen eine metabolisch neutrale Leberfetterhöhung zu verursachen. Der Score von Taillen-Hüftverhältnis erhöhenden SNPs kennzeichnet einen Körperfettverteilungstyp, der mit metabolischem Risiko einhergeht.