Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P77
DOI: 10.1055/s-0036-1580824

Der Carnosinase-Genotyp beeinflusst die Progression der chronischen Niereninsuffizenz bei Kindern mit Glomerulopathien

T Weigand 1, V Peters 1, M Kebbewar 2, B Janssen 2, GF Hoffmann 1, K Möller 3, S Wygoda 4, M Charbit 5, A Fernandes-Teixeira 6, N Jeck 7, JZ Zschocke 8, CP Schmitt 9, F Schaefer 9, E Wühl 9
  • 1University of Heidelberg, Centre for Paediatric and Adolescent Medicine, Division of Metabolic Diseases, Heidelberg, Germany
  • 2University Medical Centre Heidelberg, Institute of Human Genetics, Heidelberg, Germany
  • 3University Children's Hospital Bremen, Bremen, Germany
  • 4Urban Hospital St. Georg, Leipzig, Leipzig, Germany
  • 5Hopital Necker, Paris, France
  • 6Hospital S. Joao, Porto, Portugal
  • 7Philipps University Marburg, Dept. of Pediatrics, Marburg, Germany
  • 8Medical University Innsbruck, Division of Human Genetics, Innsbruck, Austria
  • 9University of Heidelberg, Centre for Paediatric and Adolescent Medicine, Division of Paediatric Nephrology, Heidelberg, Germany

Fragestellung: Weibliche Typ 2 Diabetiker mit dem Mannheim Allel der Carnosinase (CN1) haben eine geringere CN1-Aktivität und ein niedrigeres Risiko für Diabetische Nephropathie (DN). Tierexperimentell korreliert die renale CN1-Aktivität mit den vor reaktiven Metaboliten schützenden Histidin-Dipetiden Anserin und Carnosin. Die Rolle der genetisch determinierten CN1-Aktivität bei nicht diabetischen Nephropathien ist bisher unklar.

Methodik: Bei 272 über 5 Jahre dokumentierten Kindern des ESCAPE Trials mit glomerulären (n = 32) und nicht-glomerulären Nierenerkrankungen (n = 240) erfolgten Sequenzanalysen und eine Genotypisierung des CN1-Gens (CNDP1). Der primäre Studienendpunkt war die Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) um > 50% bzw. das Erreichen der Dialysepflichtigkeit (eGFR < 10 ml/min/1,73 m2).

Ergebnisse: Kinder mit einer nicht-diabetischen Glomerulopathie, die homozygot für das Mannheim Allel waren, zeigten eine langsamere Progression. Nur 39% der Patienten mit einer Glomerulopathie, die homozygot für das Mannheim Allel waren, erreichten den primären renalen Endpunkt, während es bei Kindern mit einem anderen CNDP1-Genotyp 77% waren (p = 0,05). Bei Kindern mit nicht glomerulären Nierenerkrankungen, wie renaler Hypo- oder Dysplasie, zeigte der CNDP1-Genotyp keinen Einfluss auf den Verlauf der Niereninsuffizienz. Kinder mit dem Mannheim Allel (n = 100) unterschieden sich nicht von Kindern mit anderen Genotypen hinsichtlich Alter, Geschlechtsverteilung, Blutdruck, Baseline-GFR, Serum ACE-Spiegeln initial und im Verlauf, Proteinurie und Urin-Endothelin und TGF-ß Exkretion.

Schlussfolgerung: Das Mannheim Allel der CN1 hat bei Kindern mit glomerulärer Nierenerkrankung, nicht aber bei angeborenen Nierenerkrankungen, möglicherweise eine nephroprotektive Wirkung. Nephroprotektive Effekte einer genetisch determinierten geringeren CN1-Aktivität scheinen demnach nicht auf Patienten mit diabetischer Nephropathie beschränkt zu sein.